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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 70<br />

weiteren Entwicklung wenig optimistisch angesichts der bestehenden gegenseitigen<br />

Abneigung und sah in der entschiedenen Stärkung der Position des Universitätssenates<br />

das einzige Gegenmittel. 194<br />

Wie bald sich seine Prognose bestätigen sollte, erwies sich bereits zwei Wochen später,<br />

als unvermittelt 13 Studierende verhaftet und im Ursulinenkloster festgehalten wurden.<br />

Erst nach einem Protest Mittermaiers beim Appellationsgericht des Isarkreises konnte<br />

nach zehn Tagen ihre Freilassung erwirkt werden. 195 Sowohl vom Universitätssenat wie<br />

auch von dem eigens zur Untersuchung nach Landshut beorderten Regierungskommissar<br />

Mühlbauer wurde die Ablösung von Chrismars und der in erster Linie beteiligten<br />

Polizeisoldaten zum Vorschlag gebracht, 196<br />

ein Ansinnen, dem sich das<br />

Appellationsgericht nur hinsichtlich des Rottmeisters Graf und dreier Polizeisoldaten<br />

anschließen wollte, im übrigen wurden Fehlverhalten und Versäumnisse sowohl auf seiten<br />

der Universität wie auch der Polizei ausgemacht. 197<br />

Einen letzten, aber in seiner Tragweite bedeutenden Konflikt focht die korporierte<br />

Studentenschaft mit den Militärs im Mai 1820 aus. Schon im Vorfeld der<br />

Auseinandersetzungen hatte sich das Verhältnis der Militärs und der Studierenden durch<br />

das Auftauchen einer neuen, nur aus Offizieren bestehenden Studentengesellschaft, der<br />

sich die adeligen Studierenden anschlossen, der sogenannten „Adeligen Suite“,<br />

entscheidend verschlechtert. Mußten doch die das studentische Leben dominierenden<br />

Landsmannschaften Aufspaltung und Machtverlust innerhalb der Studentenschaft<br />

befürchten, zumal die „Adelige Suite“ den studentischen Ehrenkodex zur Begleichung von<br />

Beleidigungen boykottierte. 198<br />

Den Behörden war die Existenz dieser Gesellschaft nicht verborgen geblieben und man<br />

trachtete nach Entschärfung der Situation. Von Günther befürwortete einen Abzug des<br />

gesamten Militärs, das Innenministerium hingegen favorisierte die Bekämpfung der<br />

Offiziersgesellschaft mittels Universitätspolizei und Stadtkommandantschaft bzw. durch<br />

die Entfernung Leutnant Scharrers, des Initiators dieser Gesellschaft, von der<br />

Universität. 199 Dem behördlichen Vorgehen mangelte es aber an Entschiedenheit und so<br />

konnte sich wachsende Mißstimmung zu den Exzessen des Mai aufladen. Am 6.5. 1820<br />

folgte auf eine studentische Rauchprovokation an der Schildwache vorbei eine<br />

umgehende militärische Reaktion. Man arretierte drei Studierende, provozierte aber damit<br />

194<br />

195<br />

196<br />

197<br />

198<br />

199<br />

MInn 23715, der Bericht Mittermaiers vor dem Universitätssenat vom 19.5.1818<br />

vgl. Beckenbauer, Alfons: München 1992, S.222<br />

MInn 23715, vgl. dazu: Bericht Mühlbauers nach München vom 30.5.1818<br />

MInn 23715, der abschließende Bericht des Appellationsgerichtes des Isarkreises vom 23.3.1819<br />

MInn 23714 IV, der Bericht des Regierungskommissars von Günther vom 10.3.1820<br />

MInn 23714/IV, der Bericht von Günthers vom 10.3.1820. Vgl. auch das Schreiben des<br />

Innenministeriums an von Günther vom 16.3.1820

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