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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 132<br />

von Volkssouveränität und monarchischen Souveränität getreu der Vertragstheorie<br />

einforderte. 371 Dabei startete Ludwig in seiner Kronprinzenzeit durchaus als Verfechter<br />

einer Interessensbalance zwischen „Volk“, in diesem Fall mit Übergewicht des<br />

Besitzbürgertums als dessen legislativem Machtfaktor, und der monarchischen<br />

Exekutivgewalt. Von daher ist seine Kritik an der Verfassung von 1818, die ihm in<br />

wesentlichen Teilen (unter anderem ausschließliche Gesetzesinitiative durch die<br />

Regierung ohne Beteiligung der Kammern) nicht weit genug ging und an den Karlsbader<br />

Beschlüssen, deren Eingriffsrechte in die einzelstaatlichen Belange er als<br />

verfassungswidrig ablehnte, durchaus nachvollziehbar.<br />

Bezeichnenderweise wird Ludwig bei Antritt seiner Königswürde im Jahre 1825 von einer<br />

konstitutionellen Weiterentwicklung der Verfassung, die seine Machtvollkommenheit in<br />

Frage stellen würde, nichts wissen wollen, obschon er nach wie vor bestrebt ist, durch<br />

großzügige Gesten – von denen später die Rede sein wird – seinen liberalen Geist und<br />

seine königliche Huld und Gnade unter Beweis zu stellen. Bei Lichte besehen, werden<br />

alle diese Aktivitäten einen bezeichnenden Grundzug des königlichen Seelenhaushalts<br />

geschärft zum Vorschein bringen: Er will gefallen, und dies um einen hohen Preis, vor<br />

allem geriert er sich unter anderem liberaler als die vermeintliche liberale Partei selbst,<br />

und er zieht sich sofort hinter die Mauern der Ablehnung und des Schweigens zurück bei<br />

der geringsten Gefahr, instrumentalisiert zu werden. 372 Widersprüche, mitunter auch<br />

Überschneidungen, prägen generell Ludwigs Wertesystem; dieses läßt sich – ohne dies<br />

weiter vertiefen zu wollen – für sein Geschichtsbewußtsein ebenso wie für seine<br />

Kunstvorstellungen belegen. Gegensätze lösen in ihm keine Irritationen aus, er ist<br />

vielmehr Enthusiast und nicht Systematiker, fühlt in sich den Künstler, verläßt aber selten<br />

die Ebene des Kunstliebhabers, begeistert sich schnell und ermüdet ebenso rasch, er<br />

eignet sich viel an, kümmert sich um alles und verharrt doch oft im Halben.<br />

Rigoroses Staatskirchentum bei gleichzeitig tiefer persönlicher Religiosität, bayerisches<br />

Souveränitätsstreben und deutsches Nationalbewußtsein gelten ihm durchaus als<br />

miteinander vereinbare Grundsätze. Der Deutsche Bund ist ihm sympathisch, wenn er<br />

Anstalten macht, ihn aus einer innenpolitischen Klemme zu befreien, wird aber rigoros in<br />

seine Schranken gewiesen, wenn kein Handlungsbedarf besteht. 373<br />

Sein unkontrolliertes persönliches Regiment verstärkt auch die innenpolitische<br />

Konzeptionslosigkeit und Unsicherheit. Schneller Systemwechsel hat einen ebenso<br />

schnellen Ministerwechsel zur Folge. Zweckbündnisse mit gesellschaftlich<br />

371<br />

372<br />

373<br />

vgl. Glaser,Hubert: ZBLG 50,2 (1987) S. 147-149<br />

vgl. ebd. S. 146f<br />

vgl. Treml, Manfred: München 1994, S. 46f

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