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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 96<br />

zeigte, entfernt, ordnete sich doch seine Idee von Nationalismus zu jeder Zeit dem Leitbild<br />

katholischer Wertvorstellungen unter. 282<br />

7.2.3. Landshut<br />

Einen expliziten politischen Willen wird man den Landshuter Studenten nicht zubilligen<br />

können, obschon ein Großteil von ihnen eine antinapoleonische Einstellung verfocht und<br />

mitunter recht ungenant zur Schau trug, so geschehen anläßlich einer Theateraufführung<br />

vom 15.8.1806, während der dem anwesenden Napoleon ein Pfeifkonzert<br />

entgegenschlug, welches postwendend eine französische Beschwerde zur Folge hatte. 283<br />

Eine ähnliche Tendenz verraten die gelegentlich zu erheblichen Ausschreitungen<br />

anwachsenden Auseinandersetzungen zwischen Studierenden und französischem Militär,<br />

die auf ihrem Höhepunkt dem französischen Kommandanten Lacroix im Jahre 1810 zu<br />

nachdrücklichen Untersuchungen und Verdächtigungen Anlaß gaben. Letztlich dürfen<br />

aber derartige Aktivitäten nicht überschätzt werden. Allein das Festhalten an<br />

landsmannschaftlichen, also allgemeindeutschen Strukturen 284<br />

im Gegensatz zur<br />

Universität Erlangen zur Zeit der Befreiungskriege, wo sich burschenschaftliche<br />

Tendenzen etablieren konnten, belegen hinlänglich den geringen Grad der Politisierung<br />

der Landshuter Studenten.<br />

Als genauer Chronist seiner eigenen Befindlichkeit darf Ringseis gelten, der seiner<br />

„deutschen Gesinnung“ zwar gelegentlich durch ein von jugendlicher Kraftmeierei<br />

gesteuertes „Pereat“ auf Napoleon Ausdruck verlieh 285 , an anderer Stelle aber nicht<br />

verhehlte, mitunter einer überschäumenden „Deutschtümelei“ erlegen zu sein, wie er sich<br />

überhaupt eher für einen unpolitischen Menschen hielt, der sich nicht wenig verwundern<br />

mußte, als man ihm die Autorschaft der Aretinschen Denunziationsschrift „Die Plane<br />

Napoleons und seiner Gegner…“ anzuhängen versuchte. 286 Will man das politische Credo<br />

des Landshuter „Normalstudenten“ auf einen Nenner bringen, so wird man einen<br />

zeittypischen Antinapoleonismus in Verbindung mit einer stark romantisch eingefärbten<br />

282<br />

283<br />

284<br />

285<br />

286<br />

vgl.Gollwitzer, Heinz: München 1986,S.160. Natürlich ist nicht von der Hand zu weisen, daß das<br />

antifranzösische Ressentiment Ludwigs während der Pariser Friedensverhandlungen mit seinen<br />

überzogenen Territorialforderungen so manche mit späterer deutscher „Revanche-Politik“<br />

vergleichbare Züge aufweist, relativierend sei aber hinzugefügt, daß diese allein gegen Frankreich<br />

gerichtete überzogene Konfrontationspolitik bei aller Schärfe eher als eine durch die Jugend,<br />

Impulsivität und Unerfahrenheit des Kronprinzen bedingte „Momentaufnahme“ des kronprinzlichen<br />

Reflexionsniveaus jener Zeit darstellt, die in späteren Jahren, vor allem in der Zeit seines Königtums<br />

(1825–1848) bei allem statuarischen Gegensatz zu Frankreich doch deutliche Abmilderung erfuhr.<br />

vgl. Beckenbauer, Alfons: München 1992, S.141<br />

vgl. Jebens, A.C.: Von den politischen Strömungen unter den Landshuter Studenten bis 1826. In:<br />

Deutsche Corpszeitung Nr. 49/1932<br />

vgl. Ringseis, Johann Nepomuk: Regensburg 1886, S.82<br />

vgl. ebd. S.82-101

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