PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 108<br />
Machtpolitik austarieren konnte, seine Kritiker dagegen aus der liberal-nationalen Partei<br />
verurteilten ihn als Barriere gegen die aufkeimende liberale Bewegung der Zeit, deren<br />
repräsentative Bekämpfung den Keim zur Revolution von 1848 in sich trug. Seine<br />
politische Wirklichkeit im Vormärz erschöpfte sich in der erfolgreichen Bekämpfung<br />
möglicher Konflikte aufgrund der restaurativen Solidarität der Mehrheit seiner Mitglieder.<br />
Aktivität entfaltete er bei der Verteidigung des monarchischen Prinzips wie partikularer<br />
Interessen, darüber hinaus blieb die lockere staatenbündische Struktur des Bundes<br />
erhalten, die zwar nicht den Bedürfnissen der Nation gerecht wurde, dem explizit<br />
deutschen Regionalismus aber sehr wohl entsprach. 305 Die Konzeption dieses Bundes<br />
stieß naturgemäß auf den Widerstand der auf nationale Erwartungshaltung<br />
eingeschworenen Patrioten, namentlich der Studierenden im Norden Deutschlands, stellte<br />
aber andererseits für die politisch Verantwortlichen Bayerns den äußersten Kompromiß<br />
hinsichtlich der Bewahrung eigenstaatlicher Souveränität dar.<br />
Montgelas war gegen den Bund und so konnte es nicht verwundern, daß sich Bayern in<br />
der ersten Phase seiner Existenz ab 1816 der Mitarbeit im Bundestag durch beharrliche<br />
Obstruktion entzog, sich dabei in eine gefährliche Isolation begab und zudem um die<br />
Chance brachte, durch aktive Mitgestaltung ein eigenes politisches Profil offensiv zu<br />
vertreten. Sämtliche für die Außen-, Militär- und Sicherheitspolitik relevanten<br />
Gesetzesvorhaben scheiterten daher in dieser Phase, aus Furcht vor<br />
souveränitätsbeschränkenden Einwirkungen, unter anderem am bayerischen Veto.<br />
Darüber hinaus mußte man bayerischerseits zur Kenntnis nehmen, daß eine den beiden<br />
Großmächten gleichartige Stellung nicht zu erreichen war. 306<br />
Der Sturz Montgelas führte seit 1817 zur Preisgabe der bayerischen<br />
Verweigerungshaltung. Der Versuch eines engen Schulterschlusses mit dem „Dritten<br />
Deutschland“ lockerte zwar die Fronten auf und verbesserte das Verhältnis zu den<br />
übrigen Mittelstaaten mit Ausnahme Badens und Württembergs (wegen ungeklärter<br />
territorialer Fragen), ohne jedoch den dominierenden Einfluß Österreichs auf die kleinen<br />
deutschen Staaten entscheidend eindämmen zu können. Allerdings werden die in die<br />
Landeshoheit eingreifenden Bestimmungen der Karlsbader Konferenz im August 1819<br />
und deren Akzeptanz durch den bayerischen Vertreter von Rechberg die Differenzen<br />
305<br />
306<br />
vgl. Nipperdey, Thomas: Der deutsche Föderalismus zwischen 1815 und 1866 im Rückblick. S.4-7.<br />
In: Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer Geschichte. Band 3.<br />
Vom Vormärz bis zur Gegenwart. München 1984<br />
vgl. Weis, Eberhard: Die Außen- und Bundespolitik Bayerns vom Wiener Kongreß 1814/15 bis 1825,<br />
S.66/67. In: Sonderausgabe 1978