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In der Erwartung des ewigen Lebens - IK-Augsburg

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ei Lessing und Goethe, genauso wie beim jungen Kant und beiSchopenhauer, ist <strong>der</strong> Gedanke präsent.Beson<strong>der</strong>s am Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts und vor allem im 20.Jahrhun<strong>der</strong>t findet die Reinkarnationslehre in zahlreichen weltanschaulichen,okkultistischen, spiritistischen o<strong>der</strong> esoterischenGruppen und Sekten im Westen Eingang.Der heutige Mensch, <strong>der</strong> in einer Gesellschaft lebt, in <strong>der</strong> sichdie Beziehungen <strong>der</strong> Menschen auf Zeitverträge über materielle,sinnliche o<strong>der</strong> geistige <strong>In</strong>teressen reduzieren, tut sich schwer mit<strong>der</strong> Vorstellung vom Tod als einem Ereignis, das seine <strong>Lebens</strong>zeitbeendet und alles, was aus ihm geworden ist, definitivmacht. Er merkt, dass er in einem Leben nur einen Teil seinerAnlagen verwirklichen kann. Er muss sich für einige davon entscheidenund damit akzeptieren, dass an<strong>der</strong>e verkümmern. DasJa zum Einen ist immer ein Nein zum an<strong>der</strong>en. Um die ganzeFülle seiner Fähigkeiten in die Tat umzusetzen, benötigt er mehrZeit als die wenigen Jahrzehnte, die ihm das jetzige Leben gewährt.Noch gravieren<strong>der</strong> wird das Missverhältnis zwischen angeborenenTalenten und <strong>der</strong>en Verwirklichung bei einem Kind,das in jungen Jahren stirbt.Geht man nun davon aus, dass mehrere Existenzen zur Verfügungstehen, ist die Möglichkeit <strong>der</strong> Verwirklichung auch in diesemFall gewährleistet. Während man in den östlichen ReligionenErlösung ersehnt, indem man dieser endlosen Kette von anonymenWie<strong>der</strong>geburten am Ende entkommt, will man im Westengerade in diesen Zyklus hinein.<strong>In</strong> den westlichen Lehren hält sich im Reinkarnationsprozess dasindividuelle Ich weitgehend durch. Sie verwenden daher oft denBegriff <strong>der</strong> „Seelenwan<strong>der</strong>ung“. Die westlichen Lehren sehen in<strong>der</strong> Reinkarnation auch nicht wie die östlichen Religionen einenbedrohlichen Schatten für die Existenz <strong>des</strong> Menschen, son<strong>der</strong>nsie verstehen – getragen von einem optimistischen Fortschrittsglauben– diesen Prozess <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburten als einen Vorgangzur individuellen höheren Weiterentwicklung und Läuterung<strong>des</strong> Ich.164

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