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In der Erwartung des ewigen Lebens - IK-Augsburg

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Lohnmotiv wird als egoistisch angeprangert, als würde z.B. einKranker nicht aus echter Nächstenliebe, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong><strong>Erwartung</strong> größeren himmlischen Lohnes gepflegt. I. Kant hattemit seinem Rigorismus auf die Neuzeit großen Einfluss, wonach<strong>der</strong> Mensch das Gute aus reinem Pflichtgefühl tun müsse; täte eretwas in <strong>der</strong> <strong>Erwartung</strong> eines Lohnes o<strong>der</strong> aus Neigung – dieGenugtuung wäre auch eine Art Lohn –, wäre die Gesinnungethisch nicht lauter.Gegen diesen Rigorismus, <strong>der</strong> eine Tat schon ethischbeargwöhnt, wenn man daran Freude hat, dichtete FriedrichSchiller das Xenion: „Gern dient’ ich dem Freunde ausNeigung. Drum schmerzt es mich, dass ich nicht tugendhaftbin.“ Thomas von Aquin würde gegen Kant sagen, dass dieFreude am Guten gerade den Fortschritt in <strong>der</strong> Tugend bestätigt,denn man müsse sie dann nicht mehr unter großer Anstrengungtun, da sie gleichsam zur zweiten Natur geworden ist.Auf alle Fälle: Die Bibel kennt die Belohnung <strong>des</strong> Guten und dieBestrafung <strong>des</strong> Bösen. Als Petrus fragt, was er dafür bekommenwerde, dass er alles verlassen und Jesus nachgefolgt ist, weistJesus die Frage nicht als egoistisch und ungehörig zurück,son<strong>der</strong>n spricht vom hun<strong>der</strong>tfachen Lohn (vgl. Mk 10,28ff).Natürlich kann kein Mensch Gott gegenüber einen Ansprucherheben. Dies soll gerade das Gleichnis von den Arbeitern imWeinberg bewusst machen, die trotz ungleicher Arbeitszeit alleden gleichen Lohn empfangen (vgl. Mt 20,1-16). Das Gleichnisvon den Talenten bringt zu Bewusstsein, dass die Stufungeneinmal auf den Herrn zurückgehen, <strong>der</strong> den Einzelnenverschieden viele Talente gibt, aber auch auf die Diener, die jenach ihrem Fleiß belohnt werden.Der Lohngedanke entspricht einem fundamentalen Gerechtigkeitsempfinden<strong>des</strong> Menschen. Abzulehnen wäre er nur, wenn<strong>der</strong> Lohn mehr gesucht und die Strafe mehr gefürchtet würde alsdas Gute bzw. die Sünde, o<strong>der</strong> wenn nur auf Lohn bzw. Strafegeachtet würde, aber das Handeln nicht grundlegend von <strong>der</strong>Liebe her bestimmt wäre.187

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