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In der Erwartung des ewigen Lebens - IK-Augsburg

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ist, dringe in einem <strong>ewigen</strong> Fortschritt in Gott hinein, ohne ihnjemals vollends zu erfassen. Diese Vorstellung begegnet schonbei Gregor von Nyssa im 4. Jahrhun<strong>der</strong>t, wurde aber vor allemim 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t propagiert und findet auch heutewie<strong>der</strong> Anhänger 4 . G. E. Lessing (✝1781) hielt die Gottesschaufür unangemessen für die menschliche Natur, <strong>der</strong> Agnostizismuswurde zum Prinzip.So schreibt Lessing: „Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit,und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nachWahrheit, obschon mit dem Zusatze, auf immer und ewig zu irren,verschlossen hielte und spräche zu mir: wähle! Ich fiele ihmin Demut in seine Linke und sagte: Vater, gib! Die reine Wahrheitist doch nur für dich allein.“ 5 Zu dieser Glorifizierung <strong>des</strong>Suchens tritt dann bei I. Kant (✝1814) noch die Bestimmung <strong>des</strong>Menschen zur Heiligkeit hinzu. Da diese in diesem Leben nichterreicht wird, geht das Streben nach dem Tod weiter, und zwar ineinem unendlichen Fortschritt. 6 Dabei bleibt zu bedenken, dassKant als reiner Ethiker keine göttliche Gnadenhilfe und <strong>des</strong>halbauch keine gnadenhafte Erhöhung ins Glorienlicht kennt; insofernist sein Schluss auf ständigen Fortschritt verständlich. Der„dauernde Wandel“ wird auch heute dem starr-bewegungslosenZustand gegenübergestellt. Das Glück bestehe in <strong>der</strong> <strong>ewigen</strong>Wandlung.So sympathisch diese Ansicht vom ständigen Fortschritt auchklingt, da sie die Vorstellung von einer <strong>ewigen</strong> Langeweile ausschaltet:sie ist nicht akzeptabel und ist in <strong>der</strong> Theologie mehrheitlichimmer auf eine Ablehnung gestoßen. 7 Bei einer solchenDynamisierung <strong>der</strong> Vollendung wäre <strong>der</strong> Mensch nie selig, son<strong>der</strong>nin einem dauernden Seligwerden begriffen. Er wäre immerauf dem Weg. Das Wort Augustins vom unruhigen Herzen, bises Ruhe findet bei Gott, würde nie zutreffen, denn <strong>der</strong> Pilgerkäme nie ans Ziel, son<strong>der</strong>n müsste endlos weiterlaufen. Hierwäre <strong>der</strong> Weg, das Laufen das Ziel. Der paulinische Gegensatz:fern vom Herrn – sein beim Herrn würde zugunsten eines ständigenFernseins aufgelöst. Auch I. Kant hat in späteren Jahren185

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