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In der Erwartung des ewigen Lebens - IK-Augsburg

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<strong>des</strong>, als eine Quelle von Sinn. Der Mensch als Wesen <strong>der</strong> Transzendenzist ja <strong>der</strong>, <strong>der</strong> nach Sinn fragt, gerade wenn er mit Leidkonfrontiert ist o<strong>der</strong> seine Grenzen, seine Endlichkeit gewahrt.Verschiedene Philosophen, auch nicht-christliche, haben versucht,dem Tod einen Sinn zu geben:Für Max Scheler ist <strong>der</strong> Tod im Erleben <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> gegeben.Das Leben ist solange im Prozess, als etwas davon vergeht undetwas herankommt. Ein Erlebnis ist nie ganz vorbei, solangenicht alle im Menschen enthaltenen Möglichkeiten entfaltet wordensind. Wenn das Leben voranschreitet, wird die erlebte Vergangenheitgrößer, während das Erlebenkönnen abnimmt. Dernatürliche Tod liegt dort, wo es nur noch Erlebtes gibt; <strong>der</strong>Mensch gewinnt im Erleben <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> die Gewissheit seineskommenden To<strong>des</strong>. Ohne Grenze, d. h. ohne Tod, würde <strong>der</strong>einzelne <strong>Lebens</strong>akt an Bedeutung verlieren. Daher sieht Schelerim Tod keine Katastrophe, son<strong>der</strong>n die Verwirklichung <strong>der</strong> imMenschen liegenden Möglichkeiten. 23Tiere sind auch dem Tod ausgeliefert, den sie instinktiv fühlen.Sie fliehen das, was ihnen den Tod bringt. Aber die Reaktion <strong>der</strong>Flucht entspringt keinem Wissen um das eigene Ende. Für Tiereist <strong>der</strong> Tod keine Wirklichkeit im Leben. An<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Mensch: Erweiß um seinen Tod und damit um eine Welt, in <strong>der</strong> er selbstnicht mehr sein wird. Und dieses Wissen macht den Tod für ihnzur Realität im Jetzt.Er antizipiert, dass er einmal nicht mehr leben wird. Dadurchvermag er die Dinge in einen an<strong>der</strong>en Horizont zu stellen, <strong>der</strong> ineinem „Sinnzusammenhang“ o<strong>der</strong> „Sinn <strong>des</strong> Ganzen“ besteht.Etwas, dem wir an sich nur eine zeitliche Bedeutsamkeit beimessen,die Schlichtung eines Streits, eine tiefere Begegnung, dieAntwort auf einen objektiven Wert, kann im Angesicht <strong>des</strong> To<strong>des</strong>gewissermaßen zeitlos werden und einen „Sinn an sich“ bekommen.Nehmen wir einmal an, Sie sind mit einem Sterbenden zusammen,Sie widmen ihm Ihre Zeit, richten ihn auf. Sie könnten sichsagen: Das Leben geht zu Ende. Bald wird dieses letzte Zusam-171

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