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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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suchten Kinder und Enkelkinder sich aus dieser Situation zu befreien, indem<br />

sie die Vergangenheit erforschten und darüber in der Familie und manchmal<br />

sogar in aller Öffentlichkeit über das Verhalten ihrer Angehörigen in der<br />

Kriegszeit erzählten und sich so <strong>von</strong> schwerer seelischer Belastung zu befreien<br />

versuchten.<br />

Alie Noorlag, die Verfasserin dieser Arbeit, die mit Interviews die Betroffenen<br />

zu Wort kommen lässt, hat sich selbst mit Kommentaren und eigenen<br />

Analysen zurückgehalten. Die Zeitzeugen, die selbst oder deren Eltern oder<br />

Großeltern auf der „falschen Seite“ agiert hatten, sollten viel Raum zur Darstellung<br />

ihrer Sicht bekommen. Der Autorin ist es gelungen, das Vertrauen<br />

der interviewten Personen zu gewinnen, so dass ausführliche Lebensgeschichten<br />

entstanden. Diese sind nicht neutral gehalten oder <strong>von</strong> der Verfasserin<br />

„abgerundet“ worden. Deshalb gibt es auch manche politisch sehr ärgerliche<br />

Aussage ehemaliger unverbesserlicher Mitglieder der NSB, die den<br />

Leser zwingt, dem Erzähler zuzuhören und sich zumindest seine Gefühle und<br />

die Motive des Handelns anzuhören, wie auch immer man sie bewerten mag.<br />

Die Äußerungen der nachfolgenden Generationen sind sehr unterschiedlich,<br />

aber durchweg der Nazi-Zeit und dem Wirken ihrer Angehörigen in dieser<br />

Zeit sehr kritisch gegenüber. Sie sind offen und ehrlich, allerdings, wie sollte<br />

es anders sein, eben durchaus subjektiv.<br />

Wenn in dieser Arbeit vorsichtig angedeutet wird, dass lebenslanges Schweigen<br />

nicht nur bei Familien der Täter zu finden ist, sondern auch in den Familien<br />

mancher Opfer, so erkennen wir, dass es Alie Noorlag exemplarisch um<br />

die die durch Krieg und Nazi-Zeit verursachten und unbewältigten Probleme<br />

der nachfolgenden Generationen geht. Wenn sie darüber hinaus darauf hinweist,<br />

dass nicht nur im familiären Umfeld, sondern dass auch im staatlichen<br />

Bereich jahrzehntelang über die Rolle, die viele Landsleute in der Nazi-Zeit<br />

und unmittelbar nach der Befreiung gespielt haben, geschwiegen und damit<br />

einer Aufarbeitung der Probleme ausgewichen wurde, dann wird deutlich,<br />

dass die Verfasserin ihre ausgewählten Einzelfälle in einem größeren gesellschaftlichen<br />

Zusammenhang sieht, der deutlich über die Situation der Niederlande<br />

hinausreicht.<br />

Erst viele Jahrzehnte nach dem Krieg ist die Erkenntnis gewachsen, dass es<br />

während des Zweiten Weltkriegs nicht nur in den Niederlanden, sondern<br />

überall im besetzten Europa mehr Mithelfer der Nationalsozialisten gab, als<br />

man zunächst annahm. Viele unterstützten aus den verschiedensten Gründen<br />

die abenteuerliche Politik und die unglaublichen Verbrechen der Deutschen.<br />

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