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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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und Sozialarbeiter, die sich direkter auf Interviews mit Patienten bezogen.<br />

Damit änderte sich die Bedeutung des Wortes ‚Trauma‘. Der<br />

ursprüngliche Gedanke war Genesung <strong>von</strong> einem Kriegstrauma durch<br />

Therapie, Verarbeitung oder sogar Heilung.<br />

In jedem Fall war das ein Schritt hin zur Loslösung vom Krieg als lebensbestimmendes<br />

Thema. Wenn sich Kriegsbetroffene jedoch organisieren,<br />

wird das Trauma eine Sichtweise, eine Identität, die zudem<br />

eine Lebenswelt bietet und manchmal auch einen Anspruch auf finanzielle<br />

Hilfe.“<br />

Jan Knevel hat als Arzt gearbeitet. Er stammt aus einem Ort an der Grenze<br />

der Provinzen Groningen und Drenthe. Sein Vater war im Krieg im Widerstand.<br />

Jan Knevel:<br />

„Die NSB war in den Drenther Dörfern stark vertreten. Die Bauern<br />

waren Mitglied der NSB geworden, weil sie sich im Vergleich zum<br />

Westen des Landes zurückgestellt fühlten. Ich bin der Meinung, dass<br />

es jedoch nur ein kleiner Prozentsatz der Mitglieder der NSB war, der<br />

sich am Ende des Krieges schlecht verhalten hat. Der Krieg war für<br />

sie verloren und dann sind bei ihnen natürlich die Sicherungen durchgebrannt.<br />

Sie hatten die Wahl, entweder zu fliehen oder wie verrückt<br />

um sich zu schlagen. Und das letztere ist leider oft geschehen. Mit<br />

großem Fanatismus haben sie damals Widerstandskämpfer gesucht<br />

und auch gefunden. Mein Vater ist eines Tages morgens um sechs<br />

verhaftet worden. Er hatte im Widerstand eigentlich nur eine ganz<br />

kleine Rolle gespielt. Er hatte einige Lebensmittelmarken verteilt und<br />

als Christ hat er nicht damit hinterm Berg gehalten, welche Haltung<br />

Christen seiner Meinung nach im Krieg einnehmen sollten. Aber das,<br />

was mein Vater im Widerstand geleistet hat, war ganz bestimmt kein<br />

bewaffneter Widerstand.<br />

Von dem Grüppchen <strong>von</strong> Leuten, das an dem Morgen <strong>von</strong> den Deutschen<br />

und NSBern verhaftet worden ist, wurden mein Vater und noch<br />

ein anderer Mann abgetrennt. Beide haben einige Wochen im Gefängnis<br />

<strong>von</strong> Assen verbracht. Der Rest der Gruppe ist praktisch sofort nach<br />

Deutschland abtransportiert worden. Die Leute sind in ein Arbeitslager<br />

gekommen und haben alle überlebt. Nur mein Vater und sein Kamerad<br />

wurden, nachdem sie einige Wochen in Assen in der Zelle verbracht<br />

hatten, in ein Konzentrationslager in der Umgebung <strong>von</strong> Hamburg<br />

überführt. Es war ein sehr strenger Winter und die Umstände im<br />

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