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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Mann verheiratet war, der sich nicht mehr Niederländer nennen durfte.<br />

Wie es mit meinem Reisepass war, weiß ich nicht, aber Vater hat mich<br />

mit in die Niederlande genommen und Mutter blieb zurück. Vater und<br />

ich sind am 25. September 1950 in die Niederlande gekommen. Später<br />

hat er eine andere Frau geheiratet, aber erst, als er mit ihr schon drei<br />

Kinder hatte.<br />

Mein Großvater war vielleicht der einzige, der alles wusste. Er hat bis<br />

ins hohe Alter Kontakt zu meiner Mutter gehalten. Mein Vater und<br />

auch meine Stiefmutter haben Informationen für sich selbst abgeblockt,<br />

auch für mich und die anderen Kinder. Ich hatte noch eine<br />

Schwester. Sie war die Tochter meiner gesetzlichen Mutter in<br />

Deutschland, aber nicht die Tochter meines gesetzlichen Vaters; sie ist<br />

später auch in die Niederlande gekommen.<br />

Ich habe mich später immer für die Vergangenheit geschämt bis mir<br />

klar wurde, dass ich dafür nicht verantwortlich bin. In der Schule<br />

wusste jeder, dass ich aus Deutschland kam. Und sie sagten zu mir:<br />

‚Oh je, war dein Vater auch so einer?‘ Ich bin in der Schule arg schikaniert<br />

worden. Und dadurch konnte ich ganz schwer Kontakte knüpfen.<br />

Ich ging in eine römisch-katholische Schule, eine sogenannte<br />

Nonnenschule. Und die Lehrer haben mich immer ignoriert. Von Kindern<br />

wurde ich als moffin* beschimpft. Ich kannte das Wort nicht, ich<br />

wusste nicht einmal, was das bedeutete. Wenn ich mich zuhause beklagte,<br />

dann sagte mein Vater: ‚Mach keine Sperenzien.‘ Und er sagte<br />

weiter: ‚Du brauchst dich nicht zu schämen, wir sind <strong>von</strong> guter Herkunft.‘<br />

Das erzählte ich dann den Klassenkameraden und dann sagten<br />

sie, ich solle lieber den Mund halten. Es gab aber eine Lehrerin, die<br />

recht nett zu mir war. Sie sorgte auch dafür, dass ich gut zu essen bekam.<br />

Denn es gab eine Möglichkeit für Kinder, die zuhause wenig zu<br />

essen bekamen, in der Schule eine Mahlzeit einzunehmen. Und ich<br />

bekam auch Schulmilch und fand das herrlich. Mein Vater hatte keine<br />

gute Stelle und das hat sich auch nie geändert. Er und seine Brüder<br />

haben auf einem Gestüt gearbeitet. Er hat weiterhin Kinder missbraucht,<br />

nicht die eigenen Kinder, sondern ihre Klassenkameraden.<br />

Die nette Lehrerin meinte, dass ich die weiterführende Schule, die<br />

MULO* schaffen würde. Sie hat mit Vater gesprochen, aber ich durfte<br />

nicht hingehen. Ich ging zwei Jahre zur VGLO-Schule* und danach<br />

musste ich arbeiten gehen. Durch all das, was ich durch Klassenkameraden<br />

erlebte, hatte ich Angst vor der Außenwelt. Denn ich hatte dort<br />

die bösen Folgen mitbekommen. Ich weiß noch, dass ich mich bei<br />

V&D als Gardinennäherin bewarb. Auf einer Liste musste ich ausfül-<br />

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