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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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318<br />

Im Januar 1946 sollte ich auf einmal nach Groningen überführt werden,<br />

und zwar deswegen, weil wir in Groningen registriert waren.<br />

Auch Frieda musste nach Groningen. Sie wurde zur Helperoostsingel<br />

gebracht und ich musste, eigentlich sofort nachdem ich angekommen<br />

war, weiterreisen zum Carel Coenraadpolder bei Delfzijl.<br />

Über den Juristen mr. Coppius, der als mein Verwalter angestellt worden<br />

war – übrigens ohne dass ich ihn als solchen eingestellt hatte –<br />

brachte ich in Erfahrung, dass die Gemeinde Emmen mein Hotel kaufen<br />

wollte. Ich sagte: ‚Ich verkaufe nicht; solange ich im Lager sitze,<br />

kann die Gemeinde das Gebäude <strong>von</strong> mir mieten.‘<br />

Zusammen mit einigen anderen wurde ich auf einem Laster <strong>von</strong> der<br />

Stadt Groningen aus in den Carel Coenraadpolder gebracht. Wir haben<br />

dort fünf bis sechs Stunden in der Eiseskälte ausharren müssen, bevor<br />

uns eine Baracke zugewiesen wurde. Ich kam in Baracke neun und<br />

bekam wieder eine neue Nummer: 238. Die Rückseiten der Baracken<br />

standen im Wasser.<br />

Das erste, was mir in diesem Lager auffiel, war, dass wir dort viel<br />

mehr zu essen bekamen als in Westerbork. Aber die Arbeit war hier<br />

auch viel schwerer. Erst musste ich im Moor arbeiten, in der Nähe der<br />

deutschen Grenze, bei Sellingen. Dort war ich bei der Arbeit, als<br />

Mussert am 7. Mai 1946 hingerichtet wurde. Wir wussten, dass<br />

Mussert an dem Tag erschossen werden sollte. Wir hielten einen Augenblick<br />

Stille ein und entrichteten einen letzten Gruß an unseren Führer.<br />

Die Bewacher waren da<strong>von</strong> beeindruckt, sie wurden auf einmal<br />

ganz still.<br />

Im Carel Coenraadpolder wollten die anderen, dass ich Barackenältester<br />

würde, aber das wollte ich nicht. Die Behandlung war in diesem<br />

Lager besonders schlecht. Wenn wir wegmussten, wurden wir immer<br />

mit Gewehrkolben in den Laster befördert, aber es hat mich niemals<br />

jemand mit einem Gummiknüppel geschlagen. Ich schaute den Kerlen<br />

geradeaus in die Augen. Ich hätte es übrigens auch nicht hingenommen.<br />

Wenn man beim Rauchen erwischt wurde, musste man alle Zigarettenkippen<br />

aus dem Aschenbecher in der Kantine der plurken aufessen.<br />

Wir nannten die Bewacher plurken – das ist eine Kombination der<br />

Worte ploert, bzw. Lump, und Schurke. Aber gefährlich wurde es<br />

meist erst abends. Im Dunkeln, im Zimmer des Kommandanten,<br />

wurde <strong>von</strong> allen Seiten drauflosgeschlagen. Kumpel wurden buchstäblich<br />

zusammengeschlagen. Das war nicht mehr normal. Zur Strafe

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