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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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176<br />

Amsterdam, Groningen, Friesland. Sie kamen alle nach Drenthe. In<br />

einem Dorf in der Nähe hatten wir irgendwann sogar zweihundert<br />

Onderduikers untergebracht. Von denen habe ich gut hundertfünfzig<br />

versorgen müssen. Im letzten halben Jahr des Krieges mussten wir<br />

selbst noch untertauchen, weil mein Vater, wie sich später herausstellte,<br />

<strong>von</strong> einem dieser Onderduikers verraten worden war. Vater hat<br />

damals ein halbes Jahr in Wilhelmshaven gefangen gesessen. Die<br />

Deutschen hatten damals schon zweimal versucht, meinen Vater zu<br />

verhaften. Ich kam damals noch ins Dorf und wusste, wem ich trauen<br />

konnte und wem nicht. Aber es war und blieb doch ganz gefährlich.<br />

Meine Mutter und mein jüngerer Bruder sind irgendwann untergetaucht<br />

und ich bin mit der Nord-Drenther knokploeg*, mitgegangen<br />

und habe ihr geholfen, unser Dorf Zevenhuizen zu befreien.<br />

In der Zeit der Befreiung <strong>von</strong> Zevenhuizen sind zwei Männer dieser<br />

knokploeg <strong>von</strong> zwei NSBern, zwei Brüdern, erschossen worden. Die<br />

Mitglieder der knokploeg wollten Juden warnen, dass eine Razzia geplant<br />

sei, aber sie klingelten am falschen Haus. Dort trafen sie diese<br />

beiden NSBer. Und die fingen an zu schießen, weil sie dachten, dass<br />

man es auf sie abgesehen hätte. Der kleine Sohn der Leute, die dort<br />

wohnten, ist in diesem Chaos auch umgekommen. Nach der Befreiung<br />

sind die NSBer, die unser Haus in Besitz genommen hatten, in die<br />

Flucht geschlagen worden. Aber sie konnten nicht so schnell mehr<br />

fliehen und haben sich in einem Heuberg versteckt. Doch das gelang<br />

nicht so gut, denn ihre Holzschuhe steckten noch aus dem Heu heraus.<br />

Das war schon ein komischer Anblick. Die beiden NSBer sind sofort<br />

gefangen genommen worden. In unserem Dorf sind zuerst die NSBer<br />

und ihre Frauen und Kinder festgenommen worden und in einer späteren<br />

Phase diejenigen, die mit der NSB sympathisierten.<br />

Aber ich habe mich damit nicht mehr beschäftigt, der Krieg war für<br />

mich zu Ende. Mir hat es gereicht. Vater kam wieder nach Hause und<br />

meine Mutter und mein kleiner Bruder auch. Wir haben sofort unser<br />

Haus renoviert, das ganz schlimm aussah.<br />

Nach der Befreiung war jeder anscheinend im Widerstand gewesen<br />

und jeder nannte sich einfach BSer*. Aber die Menschen, die wirklich<br />

im Widerstand waren, haben sich oft nicht mit der Festnahme <strong>von</strong><br />

NSBern aufgehalten. Ob bei den Verhaftungen dieser Menschen willkürlich<br />

gehandelt worden ist, kann ich nicht sagen, denn ich war nicht<br />

dabei. Wie gesagt, ich habe mich damit nicht mehr beschäftigt.<br />

Wir waren jedoch alle froh, dass die NSBer festgenommen wurden.<br />

Wir hatten zu Hause, im Krieg, viele Belastungen <strong>von</strong> diesen Typen

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