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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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sagte dann: ‚Wenn du es wagst, mich auch nur anzufassen!‘ Der Mann<br />

steckte dieses Ding dann weg und ich wurde in eine Einzelzelle geschoben.<br />

Da saßen zwei junge Burschen, die sich die Zeit damit vertrieben,<br />

indem sie Läuse zerdrückten. Und es stand eine stinkende<br />

Tonne in der Ecke.<br />

In dem Gefängnis in Assen gab es fast nichts zu essen. Abends eine<br />

Schüssel mit einem bisschen Brei, etwa so groß wie ein halber Apfel,<br />

so was wie Mohrrübeneintopf. Ich fragte jemanden, den ich kannte<br />

und der zufällig in der Küche arbeitete, ob er ein Brötchen für mich<br />

organisieren könnte. Das hat er getan. Er nahm auch ein Päckchen<br />

Butter mit. Darum hatte ich auch gebeten. Er nahm alles mit im Ärmel<br />

seiner Jacke. Manchmal konnten wir zur Kaserne zum Duschen, das<br />

war herrlich.<br />

Meine Frau war inzwischen in dem Haus eingesetzt, in dem der<br />

höchste Befehlshaber der kanadischen Truppen im Norden wohnte, in<br />

Assen. Als sie <strong>von</strong> diesem Kommandanten belästigt wurde, hat sie ihn<br />

geschlagen. Sie wurde sofort ins Gefängnis zurückgebracht. Ich bin<br />

durchgedreht, als ich das hörte. Später hörte ich dann noch mehr darüber,<br />

was mit Frieda und anderen Frauen im Gefängnis passiert war.<br />

Sie waren mit siebenundvierzig Frauen in ein Zimmer geschoben<br />

worden. So haben sie vier Tage und drei Nächte, aneinandergedrängt,<br />

in diesem Zimmer stehen müssen. Unter ihnen waren auch drei<br />

schwangere Frauen, die sind schließlich zusammengesackt.<br />

Als ich einige Tage in Assen gewesen war, musste ich doch noch nach<br />

Veenhuizen. Ich musste dort Holzschuhe tragen und auch einen braunen<br />

Verbrecheranzug. Und ich wurde zum zweiten Mal kahlrasiert –<br />

in Assen war das auch schon gemacht worden. Wir bekamen in Veenhuizen<br />

fast nichts zu essen, abends etwas wässrige Suppe und morgens<br />

zwei dünne Schnitten Brot.<br />

Wir arbeiteten im Moor und später mussten wir Gräben für den Wasserabfluss<br />

ausheben. Sonntags mussten wir Kartoffeln für die ‚echten‘<br />

Gefangenen schälen, denn die saßen dort auch ein. Einer der Bewacher<br />

hat sich meine neuen Schuhe unter den Nagel gerissen, die hatte<br />

ich abgeben müssen. Wir mussten uns ganz schlimm abrackern. Um<br />

unsere Kräfte auf einer gewissen Höhe zu halten und auch weil wir<br />

Hunger hatten, klauten wir manchmal das Brot aus den Kaninchenställen,<br />

die in den Gärten der Bewacher standen. Denn die Bewacher<br />

wohnten in Häusern, die neben dem Gefängnis standen. Als ich dann<br />

in Veenhuizen saß, hörte ich, dass Frieda inzwischen unterernährt war.<br />

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