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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Als ich nach der Befreiung gefangen genommen wurde, brachte man<br />

mich erst ins Lager Harskamp. Und ich war bestimmt nicht der einzige,<br />

es waren dort überwiegend SSler, drei- bis viertausend Menschen,<br />

in Baracken untergebracht. Und mit mir kamen noch mehr Gefangene.<br />

Wir wurden in kleinen Zelten untergebracht, dreißig bis vierzig<br />

Menschen in einem Zelt. Nachts versuchten wir, es ein bisschen<br />

warm zu bekommen, indem wir Feuer machten unter einer Blechdose,<br />

in der kanadischer Zwieback verpackt gewesen war. Aus den Kippen<br />

der Zigaretten der Bewacher drehten wir wieder neue Zigaretten. Wir<br />

wurden in solchen Dingen ganz erfinderisch.<br />

Es gab bei uns in dieser Periode sozusagen Szenen wie aus dem Wilden<br />

Westen. Wir haben auch erlebt, dass die Bewacher nachts einfach<br />

quer durch die Zelte hindurch schossen. In unserem Zelt gingen die<br />

Kugeln einmal haarscharf an so einer Blechdose, die wir als Ofen<br />

nutzten, vorbei. Am nächsten Morgen haben wir dann im Zelt ein großes<br />

Loch gegraben, um dort drin schlafen zu können. Wenn die Bewacher<br />

dann wieder schossen, konnten sie uns wenigstens nicht mehr<br />

treffen. Ich bin <strong>von</strong> Mai 1945 bis Dezember 1945 im Lager Harskamp<br />

gewesen. Misshandlungen habe ich dort weiter nicht erlebt, auch weil<br />

ich dort eine Stelle bekam. Und weil ich diesen Job bekam, war ich<br />

gelegentlich auch mal außerhalb des Lagers. Es wurde meine Aufgabe,<br />

die Zimmer der Bewacher sauber zu machen, das hieß Betten<br />

machen und abwaschen.<br />

Die Bewacher haben mich geprüft. Sie hatten nämlich Päckchen Zigaretten<br />

in ihre Zimmer gelegt, aber ich habe dann schon gespürt, dass<br />

sie wissen wollten, ob ich vertrauenswürdig war. Ich habe keine einzige<br />

Zigarette geklaut.<br />

Als sie merkten, dass ich ihre Eigentümer nicht anrührte, durfte ich<br />

auch mit ihnen am Tisch mitessen. Jedes Mal, wenn ein Transport<br />

nach Westerbork abging, fragten sie mich: ‚Willst du mitkommen?‘<br />

Sie waren nämlich darüber informiert, dass nicht nur mein Vater und<br />

am Anfang auch meine Mutter, sondern auch meine Freundin in<br />

Westerbork saßen. Aber ich sagte immer: ‚Nein, noch nicht‘, denn ich<br />

hatte bereits gehört, dass ein Aufenthalt in Westerbork eine schlechte<br />

Sache war. Aber zuletzt kam ich nicht mehr drum herum.<br />

Zum Geburtstag meiner Freundin, die ich später geheiratet habe, kam<br />

ich dann irgendwann in Westerbork an. Meine Freundin saß in der<br />

Verwaltung im Lager, sie war nämlich Stenotypistin. Sie war schon<br />

kurz nach der Befreiung ins Lager gekommen. Ich wurde dort in einer<br />

der schwersten Baracken untergebracht, Baracke 67, die Baracke, in

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