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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Dieses Lager war 1939 ursprünglich als Flüchtlingslager für deutsche Juden,<br />

die dem Hitlerregime entflohen waren, gebaut worden. Seit 1942 war es ein<br />

Polizeiliches Durchgangslager für Juden, die <strong>von</strong> dort aus in die Konzentrations-<br />

und Vernichtungslager wie Auschwitz und Sobibor deportiert wurden.<br />

Nach der Befreiung wurde das Lager als Internierungslager für NSBer und<br />

Kollaborateure eingerichtet Dort haben Tausende <strong>von</strong> Menschen gefangen<br />

gesessen. Einer der Zeitzeugen, der dort in dieser Zeit Leiter des technischen<br />

Dienstes und der Einrichtungen war, meint, dass das Lager zwischen 1945<br />

und 1949 mehr Gefangene gesehen hat als die Provinzhauptstadt Assen damals<br />

Einwohner hatte. Und das waren etwa zehn- bis zwanzigtausend Personen.<br />

Die Innenbewachung im Internierungslager bestand aus höchstens 40 Personen,<br />

die Außenbewachung aus etwa 150 Mann. Auch gab es einige jüdische<br />

Bewacher. Sie gehörten zu der Gruppe <strong>von</strong> 876 jüdischen Gefangenen, die<br />

nach der Befreiung des Lagers Westerbork am 12. April 1945 im Lager zurückgeblieben<br />

waren. Das Lager Westerbork hatte also, vor allem in der ersten<br />

Zeit nach der Befreiung, keinen guten Ruf. Es sind Frauen vergewaltigt<br />

und Gefangene ermordet und misshandelt worden. Bewacher machten Frauen<br />

unsittliche Anträge im Tausch für Essen. Vor allem im ersten Halbjahr nach<br />

der Befreiung sind Dinge passiert, die, gelinde gesagt, entschieden zu weit<br />

gingen. Die Gerüchte über die schlechte Behandlung im Lager sickerten auch<br />

zur Außenwelt durch. Es gab übrigens mehr Lager, in denen bestimmt nicht<br />

sanft aufgetreten wurde, wie zum Beispiel das Lager im Carel Coenraadpolder<br />

bei Delfzijl.<br />

Aber, wie das mit Nachrichten eben so ist, so ging es auch mit diesen Berichten,<br />

nach einiger Zeit wurde nicht mehr darüber gesprochen. Das Problem<br />

der Behandlung der politischen Gefangenen verschwand aus dem öffentlichen<br />

Bewusstsein, bis diese Angelegenheit 1946 auf einmal wieder voll im<br />

Rampenlicht stand. Das kam durch die Broschüre <strong>von</strong> Dr. H.W. van der<br />

Vaart Smit*, mit dem Titel ‚Kamptoestanden‘, d.h. Lagerzustände. Dr. Van<br />

der Vaart Smit selbst saß unter Verdacht eines politischen Deliktes in einem<br />

Lager in Laren gefangen. Irgendwie hatte er während seiner Gefangenschaft<br />

die Möglichkeit gesehen, Daten über Misshandlungen in Lagern im ganzen<br />

Land zu sammeln.<br />

Es ist zum ersten Mal in ihrem Leben, dass Lia Kuiper erzählt, dass sie im<br />

Lager Westerbork <strong>von</strong> einem Bewacher vergewaltigt worden ist.<br />

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