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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Es ist alles so wiedergegeben worden, wie es mir die Zeitzeugen berichtet<br />

haben. Es geht in dieser Schrift um die Zeitzeugen selbst und um ihre Geschichte.<br />

Dass ich nicht jede einzelne Geschichte kommentiere, ist Absicht.<br />

Mit dieser Veröffentlichung möchte ich zeigen, wie viele unterschiedliche<br />

Geschichten es überhaupt gibt. Weil ehemalige NSBer und ihre Kinder und<br />

Enkelkinder nach dem Krieg merkten, wie man im Allgemeinen über sie<br />

dachte, traten sie nicht oder kaum mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit.<br />

Auch in der eigenen Familie oder im eigenen Familienkreis wurde über<br />

die Vergangenheit nicht oder kaum gesprochen.<br />

Vor allem in den ersten Jahren nach der Befreiung neigten die Niederländer<br />

dazu, nicht allzu viel über die Jahre der Besatzung und die ersten Jahre danach<br />

nachdenken zu wollen. Auch die staatliche Politik zielte in der ersten<br />

Zeit nach dem Krieg darauf ab, die NSBer so weit wie möglich zu isolieren.<br />

Es gab eine klare politische Linie, die darauf ausgerichtet war, ein bestimmtes<br />

Bild der NSBer bei den Bürgern entstehen zu lassen. Zudem entstand der<br />

Eindruck, dass die Niederländer während der Besatzung viel gelitten hatten.<br />

Es wurde angenommen, dass der größte Teil des Volkes gegen den Besatzer<br />

und auf keinen Fall mit ihm gearbeitet hätte. Vielleicht wollten die Niederländer<br />

– und wollte der Staat – auf diese Weise den kurzen Krieg im Mai<br />

1940 vergessen machen und die Scham darüber übertünchen, dass Niederländer<br />

bei der Befreiung ihres eigenen Landes kaum mitgewirkt hatten.<br />

In der Wissenschaft, in Büchern und in den Medien hielt man weiterhin fest<br />

an dem Schema goed-fout*, obwohl Wissenschaftler und andere Personen in<br />

späteren Jahren <strong>von</strong> diesen Gedanken gelegentlich auch schon Abstand genommen<br />

haben.<br />

Um die Bedeutung des Zweiten Weltkrieges richtig verstehen zu können,<br />

muss das Gesamtbild jedoch komplett sein, und dazu sind auch die Lebensgeschichten<br />

der Nationalsozialisten und Kollaborateure erforderlich. Sie und<br />

ihre Kinder und Enkelkinder haben bis heute meist geschwiegen.<br />

In ‚Een leven lang gezwegen‘ wird dieses Schweigen durchbrochen. Nie zuvor<br />

haben so viele NSBer und ihre Kinder und Enkelkinder so offenherzig<br />

ihre Geschichte erzählt. Über sechzig Jahre haben sie über ihre Vergangenheit<br />

geschwiegen, die so schwer auf ihrem Leben und auf dem ihrer Nachkommen<br />

gedrückt hat.<br />

Auch wenn ich weiß, dass noch viele Fragen unbeantwortet geblieben sind,<br />

hoffe ich, dass ich mit meinem Buch sowohl in den Niederlanden als auch in<br />

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