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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Mies Oosterveld:<br />

„Meine Mutter brauchte damals jemanden, mit dem sie reden konnte.<br />

Aber sie wollte nicht, dass ich darüber mit anderen sprach. Darum<br />

habe ich auch immer alles für mich behalten. Als ich einmal einer<br />

Freundin etwas erzählt hatte, fand meine Mutter das ganz schrecklich.<br />

Sie hatte unheimliche Angst davor, dass andere entdeckten, dass ihre<br />

Eltern Mitglied der NSB gewesen waren. Ich habe das auch erst vor<br />

kurzem zum ersten Mal meinem Partner erzählt.<br />

Die Familie meiner Mutter kommt ursprünglich aus der Provinz Groningen.<br />

Meine Oma mütterlicherseits war eine Bauerntochter und<br />

mein Opa hatte ein Modegeschäft. Etwa in den zwanziger Jahren des<br />

vorigen Jahrhunderts wurde eine Bahnlinie <strong>von</strong> ihrem Wohnort zur<br />

Stadt Groningen angelegt. Viele Leute fuhren damals mit dem Zug<br />

nach Groningen, um dort Kleidung zu kaufen. Als das Geschäft meines<br />

Opas dann allmählich schlechter lief, sind sie nach Arnhem umgezogen.<br />

Dort hat mein Opa eine Stelle bei einer jüdischen Firma bekommen.<br />

Als nach der Kristallnacht viele deutsch-jüdische Flüchtlinge<br />

in die Niederlande kamen, hat mein Opa seinen Job verloren.<br />

Die Firma stellte damals jüdische Arbeitnehmer ein. Und dann stand<br />

er in der Krisenzeit ohne Arbeit da. Damals sind Opa und Oma, wie<br />

meine Mutter meint, aus Ärger Mitglied der NSB geworden. Meine<br />

Mutter ist selbst auch, damals noch recht unwissend, Mitglied der<br />

Bewegung geworden. Meine Mutter hatte zwei Schwestern, Mutter<br />

war die älteste. Meine jüngste Tante ist recht aktiv im Jeugdstorm gewesen.<br />

Meine Mutter ist 1916 geboren, und sie hat am Anfang des Krieges,<br />

sie war vierundzwanzig und Krankenpflegerin, einen jungen Mann<br />

geheiratet, der auch bei der NSB war. Das war nicht mein Vater, er<br />

trat erst später in das Leben meiner Mutter.<br />

Mein Vater ist 1906 geboren. Er stammte aus Bussum. Vaters Eltern<br />

hatten es in finanzieller Hinsicht ganz gut. Mein Opa hatte immer bei<br />

Werkspoor* in Utrecht gearbeitet. Meine Großeltern waren im Gegensatz<br />

zu meinem Vater nicht bei der NSB, obwohl sie kurz nach der<br />

Befreiung doch festgenommen wurden. Ein Bruder meines Vaters war<br />

im Widerstand. Ich habe nie mit meinem Vater über die Vergangenheit<br />

geredet. Vater hat sich immer viel Mühe geben müssen, Arbeit zu<br />

bekommen. Seine erste Stelle war bei der Bataafse Petroleum<br />

Maatschappij als Volontär und schließlich bekam er eine Stelle bei<br />

einer jüdischen Firma. Bei der letzten Firma wurde er entlassen, ver-<br />

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