05.12.2012 Aufrufe

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

160<br />

rer. Die Bewacher waren da<strong>von</strong> beeindruckt, sie wurden auf einmal<br />

ganz still.<br />

Im Carel Coenraadpolder wollten die anderen, dass ich Barackenältester<br />

würde, aber das wollte ich nicht. Die Behandlung war in diesem<br />

Lager besonders schlecht. Wenn wir wegmussten, wurden wir immer<br />

mit Gewehrkolben in den Laster befördert, aber es hat mich niemals<br />

jemand mit einem Gummiknüppel geschlagen. Ich schaute den Kerlen<br />

geradeaus in die Augen. Ich hätte es übrigens auch nicht hingenommen.<br />

Wenn man beim Rauchen erwischt wurde, musste man alle Zigarettenkippen<br />

aus dem Aschenbecher in der Kantine der plurken aufessen.<br />

Wir nannten die Bewacher plurken – das ist eine Kombination der<br />

Worte ploert, bzw. Lump, und Schurke. Aber gefährlich wurde es<br />

meist erst abends. Im Dunkeln, im Zimmer des Kommandanten,<br />

wurde <strong>von</strong> allen Seiten drauflosgeschlagen. Kumpel wurden buchstäblich<br />

zusammengeschlagen. Das war nicht mehr normal. Zur Strafe<br />

mussten die Jungen manchmal auch fünf oder zehn Kilometer laufen.<br />

Der Umriss eines solchen Stück Landes war 1.200 Meter. Man musste<br />

viermal drumherum laufen, um etwa fünf Kilometer zu absolvieren.<br />

Aber sie durften nicht einfach diesen Weg nehmen, nein, sie mussten<br />

dann durch das Wasser auf die andere Seite gelangen, dann am Wasser<br />

entlang, wieder durch das Wasser und dann wieder um das Lager<br />

herum. Die Bewacher schossen dann mit ihren Gewehren <strong>von</strong> hinten<br />

an ihnen vorbei. Das taten sie, um ihnen einzuheizen, wenn sie nicht<br />

schnell genug rannten. Und wenn die Bewacher ‚ganz gute Laune<br />

hatten‘, dann wurden die sechs oder sieben Hunde, Bouviers, die es<br />

dort gab, losgelassen. Die zogen die Kleidung der Jungen kaputt und<br />

bissen sie, wo sie nur konnten. Dann hatten die Herren besonders viel<br />

Spaß. Wenn es Winter war, dann sackten die Jungen durch das Eis.<br />

Ich hatte mir, als ich im Carel Coenraadpolder saß, eigentlich schon<br />

sehr bald eine Fluchtroute ausgedacht. Innerhalb <strong>von</strong> zwei Wochen<br />

hatte ich es schon geschafft, dass ein kleines Segelboot in Termunten<br />

für mich bereit lag. Wir mussten dort nämlich in dieser Nähe Torf<br />

transportieren. Und gegenüber Termunten lag Deutschland. Ich hatte<br />

mir einen Fluchtplan zurechtgelegt, aber jemand hat den Mund nicht<br />

gehalten und gequasselt. Ich wurde damals zusammen mit den Jungen,<br />

die mit mir fliehen wollten, im Bunker untergebracht statt in der Baracke.<br />

Mein Bein hatte rauhe Schürfungen, die hatten sich entzündet und<br />

eiterten. Die Kumpel erlaubten mir, die einzige Pritsche, die im Bun-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!