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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Ich könnte jetzt auch nicht mit Bestimmtheit sagen, dass ich damals<br />

hinter den Ideen der NSB stand, aber ich hatte schon Verständnis dafür.<br />

An dem Tag, an dem wir nach der Befreiung festgenommen wurden,<br />

war ich mit einem Freund in Amsterdam gewesen. Ich hatte etwas<br />

Tabak gezüchtet und den verkauft. So hatte ich etwas Geld, um in<br />

Amsterdam Briefmarken zu kaufen. Wir waren lange unterwegs gewesen,<br />

mein Fahrrad war dabei kaputt gegangen. Wir fuhren damals<br />

mit Holzreifen. Menschen, die im Widerstand gewesen waren, standen<br />

vor unserem Haus und warteten auf mich. Meine Eltern waren bereits<br />

abgeholt.<br />

Ich wurde mit meiner Schwester, die noch zu Hause wohnte, zum<br />

Rathaus in Midwoud gebracht. Ich hatte einerseits wohl Verständnis<br />

dafür, dass ich festgenommen wurde, aber andererseits habe ich mich<br />

auch nicht einfach damit abgefunden. Ich wurde auf einem Laster zum<br />

Krententuin, eine Art Reichsinstitut in der Nähe <strong>von</strong> Hoorn, gebracht.<br />

Es waren dort etwa 800 bis 1.000 Menschen untergebracht. Ich schlief<br />

in einem Saal mit vierzig Personen. Auch meine Eltern und meine<br />

Schwester wurden dorthin gebracht. Meine Schwester ist ohne Prozess<br />

nach zwei Monaten wieder freigelassen worden. Einer meiner Lehrer<br />

der Gartenbauschule hatte großen Einfluss beim Widerstand, und er<br />

hat dafür gesorgt, dass ich freikam. Ich habe nur geringfügig länger<br />

gesessen als meine Schwester.<br />

Meine Mutter und meine Schwester waren schon direkt <strong>von</strong> diesem<br />

‚Krententuin‘ zur alten Bürgermeisterwohnung gebracht worden. Eine<br />

gewisse Schwester Meijer war dort die Chefin. Mutter hat den<br />

Aufenthalt dort nicht überlebt. Sie ist dort nach einem Monat gestorben.<br />

Sie bekam die Ruhr, und sie haben keinen Arzt hinzugezogen.<br />

Nach einigen Tagen war meine Mutter tot. Meine Schwester hat das<br />

nie verarbeiten können. Ich weiß nicht, ob die Frauen in dem Haus<br />

auch arbeiten mussten, ich weiß aber, dass die Situation für die Frauen<br />

schlechter war als für die Männer im ‚Krententuin‘. Aber darüber<br />

wurde nicht geredet. Vater hat etwas länger als ein Jahr gesessen und<br />

wurde ohne Prozess freigelassen. Diese Schwester Meijer ist später<br />

entlassen worden. Ihre Nachfolgerin war Dieuw van Vliet, die sowohl<br />

beim Widerstand als auch bei den Menschen, die gefangen saßen, beliebt<br />

war. Vater ist zusammen mit einem anderen noch Hausknecht bei<br />

ihr gewesen. Erst wurden sie <strong>von</strong> Bewachern gebracht und geholt,<br />

später gingen und kamen sie alleine.<br />

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