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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Ich habe lange Zeit nicht mehr daran gedacht. Aber jetzt, wo schon<br />

viele Menschen im Alter meiner Eltern sterben, kommt bei mir alles<br />

wieder hoch. Wenn meine Eltern sterben, dann wird es einfach einen<br />

Teil ihres Lebens geben, <strong>von</strong> dem ich nichts weiß und auch nie mehr<br />

etwas wissen werde. Dass ich meinen Kindern nichts darüber erzähle,<br />

hat vielleicht auch etwas mit einer Art Scham zu tun. Es kann aber<br />

auch sein, dass ich darüber nichts sage, weil es weiter nichts mit mir<br />

zu tun hat. Ich weiß es einfach nicht. Meine Kinder wissen übrigens<br />

ganz wenig über den Zweiten Weltkrieg. Ich denke, dass das nicht an<br />

den Kindern liegt, sondern am Unterricht. Die Generation, die vor der<br />

Klasse steht, ist jünger als ich. Damit könnte es auch zu tun haben,<br />

dass nicht so viel über den Krieg gesprochen wird. Ich rede schon<br />

über den Krieg im Allgemeinen. Aber über meine Familie, über die<br />

spezifische Rolle, die sie im Krieg gespielt hat, darüber kann ich<br />

nichts sagen, da<strong>von</strong> weiß ich zu wenig. Und dafür wird es vielleicht<br />

Gründe geben.“<br />

Els Rutgers ist die Tochter <strong>von</strong> Henk Rutgers, Mitarbeiter an der Propaganda<br />

der NSB.<br />

Els Rutgers:<br />

„Ich habe den Zweiten Weltkrieg als ganz junges Mädchen erlebt. Ich<br />

erinnere mich noch, dass meine Mutter es in der Kriegszeit schwer<br />

hatte. Sie hatte vier Kinder, aber sie wurde glücklicherweise <strong>von</strong> ihrer<br />

Schwester ganz gut unterstützt.<br />

Meine Tante fand, dass ihr Schwager weitaus mehr Aufmerksamkeit<br />

für seine Frau und seine Kinder haben müsse. Ich erinnere mich noch<br />

daran, dass meine Tante mit uns Fahrrad fuhr. In Wirklichkeit hat sie<br />

das nicht für uns getan, sondern weil wir meinen Vater suchten. Oft<br />

fanden wir ihn dann in der einen oder anderen Kneipe bzw. im Wirtshaus.<br />

Und wenn meine Tante dann sah, dass mein Vater Fleisch oder<br />

andere leckere Dinge aß, dann sagte sie zu ihm: ‚Du Schuft, dass du<br />

hier sitzt und isst! Du solltest diese leckeren Sachen lieber für deine<br />

Kinder mitbringen.‘<br />

Mein Vater war im Grunde ein Diktator. Als er jung war, hat er seiner<br />

Mutter seinen Willen auferlegt. Die Nachbarsfrau gegenüber dem<br />

Haus seiner Eltern, die früher in Blaricum wohnten, wusste zu erzählen,<br />

dass er seine Mutter geschlagen hat, um Geld <strong>von</strong> ihr zu bekommen.<br />

Und er brauchte viel Geld. Vater war gerne in der Gesellschaft<br />

<strong>von</strong> Menschen aus höheren Kreisen, das geht auch aus seinem Tage-<br />

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