05.12.2012 Aufrufe

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einmal geschah es, als ich an einer<br />

Schule unterrichten sollte, dass ich<br />

meinen deutschen VW dabei hatte,<br />

also mit dem Lenkrad auf der linken,<br />

auf der foute Seite. Die Kinder<br />

in der Schule sahen das Auto. In der<br />

Pause hatten sie Hakenkreuze an die<br />

Tafel gezeichnet, weil sie dachten,<br />

dass ich Nazi war. Dann habe ich<br />

ein Fotoalbum mit in die Schule<br />

genommen. Darin fand sich ein Bild<br />

<strong>von</strong> Vater, der mich auf dem Arm<br />

hatte. Ich sagte: ‚Look, this is my<br />

daddy. He loves me. He was a<br />

father.‘ Ich habe ihnen erzählt, dass<br />

er genau so ein Mensch war wie alle<br />

anderen. Allmählich begannen die<br />

Kinder mir zu trauen. Aber am<br />

Anfang war ich ohne weiteres eine<br />

‚Deutsche‘ und ein ‚Nazi‘. Es waren Kinder vom Lande, deren einzige<br />

Literatur die war-comics waren.“<br />

Hartmut Sommer:<br />

„Ich bin immer Gymnastiklehrer gewesen. In den ersten Jahren wurde<br />

in Deutschland nicht über die Judenverfolgung gesprochen, es war<br />

kein Thema. Und soweit ich weiß, hat sich meine Mutter mit solchen<br />

Dingen auch niemals beschäftigt. Es war nicht ihr Thema, und das<br />

kann ich ganz gut verstehen. Man hatte Grund genug, im Nachhinein<br />

sauer auf die Nazis zu sein wegen der Dinge, die man selbst erlebt<br />

hatte. Mein Vater ging nach Russland, weil es damals die Wehrpflicht<br />

gab. Mein Vater war Lehrer an der Volksschule. Wir haben ein paar<br />

Briefe, in denen wir lesen können, dass er glaubte, dass er für eine<br />

gerechte Sache kämpfte. Das haben sie alle geglaubt. Sie haben nicht<br />

verstanden, was geschah.“<br />

Heinke Sommer-Matheson:<br />

„Man kämpfte gegen den Bolschewismus. Als ich jung war, habe ich<br />

dazu keine Fragen gestellt. Jeder musste die Vergangenheit verarbeiten,<br />

sie ‚saß auf jeder Schulter‘. Aber später, als ich in Schottland war<br />

300<br />

Abb. 60: Ernst Sommer, geboren 1912,<br />

fiel im Alter <strong>von</strong> 30 Jahren in<br />

Russland

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!