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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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ist nie mehr zurückgekommen. Die russischen und serbischen Kriegsgefangenen<br />

liefen dort frei herum. Tagsüber arbeiteten sie bei den<br />

Bauern und nachts schliefen sie miteinander in der einen oder anderen<br />

Scheune. Einmal sind die russischen Kriegsgefangenen <strong>von</strong> den Deutschen<br />

mit ihren Gürtelriemen furchtbar zusammengeschlagen worden.<br />

Die Kriegsgefangenen hätten deutsche Frauen belästigt, hieß es, aber<br />

das war nicht bei uns in der Nähe. Der Russe, der bei dem Bauer arbeitete,<br />

bei dem auch mein ältester Bruder untergebracht war, kam<br />

blutverschmiert nach Hause. Mutter hat ihm damals noch einen Verband<br />

angelegt.“<br />

Alfred van Maningen:<br />

„Seitdem ich mit der Arbeit aufgehört habe, denke ich oft an diese<br />

Zeit zurück.<br />

Es war eine schlimme Zeit. Wir waren Typen geworden, die alles<br />

Mögliche deichselten. Wir mussten alle sehen, wie wir über die Runden<br />

kamen. Wir mussten essen und darum musste angebaut und gemolken<br />

werden. Die Deutschen hatten keine Angst, dass wir oder die<br />

Kriegsgefangenen nicht arbeiten würden. Denn auch wir mussten essen,<br />

und wenn nicht gearbeitet wurde, gab es auch kein Essen. Und<br />

fliehen war keine Alternative, wo hätten sie denn hingehen sollen?<br />

Der Russe Alex war mein Kumpel geworden. Als Alex krank war,<br />

kamen ein oder zwei andere, aber die waren nicht so nett für mich. Ich<br />

verstehe das schon, ihre Situation war natürlich auch schrecklich. Wir<br />

sind vom Oktober 1944 bis März 1945 in Deutschland gewesen. Vater<br />

war in den Niederlanden zurückgeblieben und lebte vom Schwarzhandel.<br />

In Borstel, dem kleinen Dorf, in dem unsere Familie untergebracht<br />

war, lag auch ein großes Regiment Soldaten. Jungen <strong>von</strong> etwa sechzehn<br />

Jahren wurden dort für den Krieg ausgebildet, <strong>von</strong> Ausbildern,<br />

die für die Front ungeeignet geworden waren, zum Beispiel weil ihnen<br />

ein Arm oder ein Bein fehlten. Die jungen Burschen konnte man weinen<br />

hören und wimmern, wenn sie vorbeimarschierten. Sie wurden<br />

gerade noch nicht getreten oder geschlagen.<br />

Alex sprach oft mit den deutschen Soldaten. Er konnte sich in Deutsch<br />

gut verständlich machen und er kannte die Lage an der Front.<br />

Die Deutschen wussten irgendwann auch schon, dass sie durch ihre<br />

Vorgesetzten verarscht wurden, was die Lage an der Front betraf.<br />

Alex konnte ihnen die wirkliche Situation auf Stabskarten zeigen und<br />

das tat er dann auch. Er erzählte irgendwann, dass die Deutschen 350<br />

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