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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Hannie und Hans kehrten am 10. April ins Lager zurück. Die Engländer<br />

näherten sich. Mutter konnte jeden Moment ihr Kind bekommen<br />

und am 12. April fuhren polnische Soldaten ins Lager ein. Wir kannten<br />

den Unterschied zwischen Engländern und Polen nicht, aber wir<br />

hatten schon verstanden, dass es mit uns kein gutes Ende nehmen<br />

würde. Hans versuchte noch, Mutter und einige Kleinkinder mit auf<br />

die Heide zu nehmen, aber das gelang nicht, weil die Niederkunft kurz<br />

bevorstand. Zudem wurden sie überholt und <strong>von</strong> jemandem mit einem<br />

orangenen Band um den Arm und einem doppelläufigen Gewehr in<br />

den Händen zurück zur Kantine getrieben. Dort wurde übrigens jeder<br />

hingetrieben. Es entstand eine unglaubliche Paniksituation.<br />

Während des Zusammentreibens entstand an der Theke der Kantine<br />

zwischen dem vermutlich unerlaubt abwesenden NSKKer* Hemelrijk<br />

und Adam vom Küchenpersonal ein Konflikt. Der letzte hatte jetzt<br />

einen blauen Overall an und ein orangenes Band um den Arm gebunden.<br />

Adam legte an, Hemelrijk griff ein großes Brotmesser <strong>von</strong> hinter<br />

der Theke. Adam schoss gezielt und Hemelrijk stürzte mit einem angeschossenen<br />

Kopf zur Erde. Das Gehirn und andere Fleischteile flogen<br />

nach alle Seiten, man fand sie später sogar in den Hahnenbalken.<br />

Ein verirrter Schuss ging genau durch die Halsschlagader <strong>von</strong><br />

Gerrardina Janssen, die zwei Jahre alt war und bei ihrer Mutter auf<br />

dem Arm saß. Die Kleine starb. Adam war in meinen Augen ein Mörder.<br />

Am 19. April 1945 gebar Mutter ihre Tochter Irene. Nach all den Jungen<br />

wollte sie so gerne noch ein Mädchen. Irene kam in der Baracke<br />

zur Welt. Mutter wurde <strong>von</strong> Frau Van den Akker geholfen, jedoch<br />

ohne medizinische Betreuung, Verbandsmittel oder andere Hilfsmittel.<br />

Das waren ‚Kaninchenumstände‘ und wir hatten auf einmal ein<br />

Schwesterchen bekommen. Später am Morgen wurde Mutter zu einer<br />

anderen Baracke transportiert; dort war eine Art Krankenzimmerchen.<br />

Dort hat sie einige Tage gelegen. Auf dem an das Lager grenzende<br />

Gelände standen eine Baracke und eine Scheune, wo die Familie Potse<br />

oder Potze einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb hatte.<br />

Eine Tochter brachte eines Tages eine Portion brauner Bohnen mit<br />

Speck zu Mutter, damit sie wieder zu Kräften kam. Das war gut gemeint,<br />

aber verursachte ein gigantisches Erbrechen.<br />

Die Sachen, die Hannie und Hans aus Haarlem geholt hatten, waren<br />

für die kleine Irene gerade richtig.<br />

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