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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Wir haben unsere Waffen bei den Kanadiern abgeben müssen. Wir<br />

wurden <strong>von</strong> denen als Kriegsgefangene ganz human behandelt und sie<br />

haben uns nach einigen Wochen über die Grenze gesetzt. Danach<br />

wurden wir in den Niederlanden gefangen genommen. Ich habe in Lager<br />

Harskamp und in Vught gefangen gesessen. Gegen Weihnachten<br />

1947 wurde ich entlassen.<br />

Als mein Vater, mein Bruder und ich dann endlich frei waren, haben<br />

wir uns auf den Markthandel spezialisiert. Wir verkauften Wurst. Wegen<br />

unserer Kriegsvergangenheit wurden wir zu der Zeit schon nicht<br />

mehr schief angesehen. Nur habe ich später meine kleine Tochter zu<br />

einer anderen Schule schicken müssen, weil ihre Lehrerin sie spüren<br />

ließ, dass sie die Tochter eines NSBers war. Etwa zehn Jahre nachdem<br />

ich frei war, bekam ich automatisch meine niederländische Staatsbürgerschaft<br />

und das Wahlrecht zurück, denn die waren mir aberkannt<br />

worden. Ich gehe jetzt immer zur Wahl, weil ich mich hundertprozentig<br />

als Niederländer fühle. Außerdem habe ich nie etwas unternommen,<br />

was gegen die Menschheit ist. Ich habe damals zugegeben, dass<br />

ich die falsche Wahl getroffen hatte. Ich bin schon mal unzufrieden<br />

gewesen mit dem, was wir, einfache Burschen, im Vergleich zu den<br />

Menschen in Deutschland als Strafe bekamen. Dort brauchten sogar<br />

Menschen, die eine bestimmte Machtposition gehabt hatten, wie<br />

Richter, Professoren und Bürgermeister, nur dem Nationalsozialismus<br />

abzuschwören, dann konnten sie einfach wieder weitermachen. Waren<br />

wir denn etwa schlechter als all diese Niederländer, die sich für rein<br />

gar nichts entschlossen hatten und alle nur herumsaßen und warteten,<br />

bis etwas geschah?<br />

Ich fühle mich <strong>von</strong> Hitler getäuscht, wenn ich daran denke, was der<br />

mit den Juden gemacht hat. Das finde ich schrecklich. Ich habe entdeckt,<br />

dass Demokratie die beste Art des Zusammenlebens ist. Aber<br />

wenn ich sehe, wie auch jetzt noch sich ganz viele Menschen auf<br />

Kosten anderer bereichern, dann finde ich, dass in der Demokratie<br />

auch ganz vieles nicht stimmt. Am Volkstrauertag*, im November,<br />

dann trage ich eine schwarze Krawatte. Dann gedenke ich meiner<br />

Kameraden, die gefallen sind.“<br />

Vielen Anhängern Musserts hat es gewissermaßen leid getan, dass sie damals<br />

die falsche Wahl getroffen haben. Aber nicht jeder dachte so darüber.<br />

Der Vater <strong>von</strong> Frau T. Heinen-Blekkink hatte kaum Zeit, über seine Kriegsvergangenheit<br />

nachzudenken. Als er zurück aus Russland war, hat er in verschiedenen<br />

Lagern gesessen, unter anderem im Lager Westerbork. Er ist zu<br />

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