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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Ich habe sieben Jahre gefangen gesessen, da<strong>von</strong> vier Jahre in den<br />

Kohlengruben. Mein Vater wurde zu sechzehn Jahren verurteilt, weil<br />

er zur Landwacht*, einer NSB-Abteilung, gehörte, aber schließlich<br />

wurden es vier Jahre. Auch meine Mutter und meine Frau haben ein<br />

Jahr gefangen gesessen. Man hat mir vorgeworfen, dass ich bei der SS<br />

gewesen bin. Mehr nicht. Und ich war meine niederländische Staatsbürgerschaft<br />

los. Später bin ich <strong>von</strong> meiner ersten Frau geschieden<br />

worden. Ich hatte damals fünf Kinder. Ich habe wieder geheiratet, und<br />

zwar eine Frau, die selbst bereits sechs Kinder hatte. Mit meiner<br />

zweiten Frau zusammen bin ich als Binnenschiffer gefahren, die Kinder<br />

mussten zur Schifferschule. Meine zweite Frau und ich haben zusammen<br />

noch eine Tochter. Die meisten meiner Kinder wollen nichts<br />

mehr mit mir zu tun haben, weil ich nicht zugeben will, dass ich fout<br />

gewesen wäre. Nein, im Gegenteil, ich stehe immer noch hinter meiner<br />

damaligen Entscheidung. Ich habe gekämpft, aber ich habe nie<br />

jemanden einfach ohne weiteres umgebracht oder benachteiligt. 1943<br />

habe ich sogar Blut für einen todkranken Engländer gespendet. Ich<br />

hatte aus allen möglichen Gründen eine Wahl getroffen, aber ich habe<br />

keinen Menschen gehasst. In dem Sinne hatte ich keine Feinde. Ich<br />

muss sagen, dass meine Kinder in der Schule und <strong>von</strong> Leuten in der<br />

Nachbarschaft oft schikaniert worden sind. Der Krieg hat sehr viel<br />

Einfluss auf mein Leben gehabt. Ich finde es anormal, wie wir in den<br />

Lagern behandelt worden sind. Damals ist sogar meine Mutter, die<br />

nichts mit der NSB zu tun hatte, festgenommen worden. Es steht in<br />

keinem Verhältnis zu dem, was wir selbst getan haben.“<br />

Unter den Zeitzeugen waren auch Deutsche. Sie hatten 2003 unter Mitwirkung<br />

der Kriegsgräberfürsorge Russland besucht.<br />

Herr Schmidt erzählt:<br />

„Mein Vater war bei der Presse, bei der Lübecker Zeitung. Im Krieg<br />

hieß diese Zeitung Lübecker Generalanzeiger. Vater war Setzer bei<br />

dieser Zeitung. Als damals 1938 die Kristallnacht kam, hatte mein<br />

Vater Nachtschicht. Als er am nächsten Morgen nach Hause kam und<br />

erzählte, was er gesehen hatte, sagte er nur: ‚Das wird sich rächen.‘<br />

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