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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Jan Kielstra erzählt über das Lager im Wohnort <strong>von</strong> Frau Sagel:<br />

„Das Lager war <strong>von</strong> den Deutschen als ‚Horchposten‘ aufgebaut worden,<br />

um die Angriffsroute der englischen Bombenwerfer zu signalisieren<br />

und zu registrieren. Auf der Grundlage dieser Daten war es möglich,<br />

den Gegenangriff einzusetzen. Ich habe mitgeholfen, die NSBer<br />

festzunehmen. Ich hatte mich als Freiwilliger für die niederländische<br />

Armee gemeldet, aber die Befreiung kam doch noch schneller, als ich<br />

dachte. Wir sollten noch eine Eilausbildung in Frankreich bekommen,<br />

aber als die Befreiung dann wirklich vor der Tür stand, wurde die<br />

Ausbildung gestrichen. Als ich wieder in meinem Wohnort war, half<br />

ich bei der Organisation und beim Aufbau des Lagers für die NSBer.<br />

Ich machte die Verwaltungsarbeit. Ich war einer der ersten, der die<br />

Örtlichkeit betrat, seit die Deutschen weg waren. Wir mussten mit<br />

Hunderten <strong>von</strong> Männern und Frauen rechnen, die untergebracht werden<br />

sollten. Auch Mädchen, die sich mit den Deutschen eingelassen<br />

hatten, wurden verhaftet und kahlrasiert. Ich fand das ganz unangenehm,<br />

aber ich dachte nicht weiter darüber nach. Man denkt unter solchen<br />

Umständen sehr schwarz-weiß.<br />

Ich weiß, dass es NSBer gab, die aus purer Armut Mitglied der Bewegung<br />

geworden sind. Es werden nach der Befreiung <strong>von</strong> uns schon<br />

einige dicke Fehler gemacht worden sein, aber man hat sich darüber<br />

nicht besonders aufgeregt. Es war der Tag der Gerechtigkeit, so sagte<br />

man.<br />

Am Anfang saßen im Lager auch viele Menschen aus dem Westen des<br />

Landes. Diese Leute waren oft schon 1944 nach Deutschland geflohen<br />

und hier im Norden nach der Befreiung festgenommen worden. Später<br />

gingen diese Menschen zurück zu Lagern in der eigenen Wohnumgebung,<br />

und es gab mehr Platz für Frauen aus der Umgebung, die in<br />

erster Linie in kleinen Gebäuden, wie z.B. Schulen, eingesperrt waren.<br />

Ich schätze, dass am Anfang etwa fünfhundert Menschen im Lager<br />

saßen, darunter hundertfünfundzwanzig Frauen. Nach einigen Wochen<br />

wurde auch eine Anzahl <strong>von</strong> ihnen ohne Prozess wieder nach Hause<br />

geschickt. Die Gefangenen mussten bei den Bauern arbeiten. Es gingen<br />

dann immer Bewacher mit. Ich machte, wie gesagt, im Lager die<br />

Verwaltungsarbeit. Ich musste Menschen registrieren und ich musste<br />

auch Sachgüter registrieren. Der Mann, der die Leitung bei der Abteilung<br />

Sachgüter hatte, war ein sehr zuverlässiger Mann. Wir legten<br />

alles ordentlich fest. Es ist nicht gepfuscht oder geschludert worden.<br />

Ich kann natürlich nicht dafür geradestehen, dass nie etwas passiert ist.<br />

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