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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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ekam ein Hungerödem – die Zeit, in der er in Neumünster einsaß,<br />

eigentlich genossen. Das gleiche geschah auch im Lager im<br />

Noordoostpolder, wo er ein Jahr gesessen hat. Auch dort begegneten<br />

ihm nette und interessante Menschen, er machte Musik und war Mitglied<br />

im Theaterverein. Das war zwei Jahre nach dem Krieg, als die<br />

Umstände in den Lagern etwas besser waren als am Anfang nach der<br />

Befreiung. Vater war während der Periode in den deutschen Lagern so<br />

geschwächt, dass er im Noordoostpolder gar nicht im Stande war, zu<br />

arbeiten. Die anderen NSBer, die dort interniert waren, mussten Gräben<br />

ausheben und dergleichen. Darum durfte Vater mit Zustimmung<br />

des Lagerkommandanten in die Polder gehen, um die Urbarmachung<br />

zu zeichnen und zu malen. Er musste aber auf Ehrenwort versprechen,<br />

dass er nicht weglaufen würde. Er bekam sogar ein Fahrrad ausgeliehen.<br />

Er ist ein Jahr lang fast so frei gewesen wie ein Vogel und tat,<br />

was er am allerliebsten tat, hervorragende Zeichnungen und Gemälde<br />

anzufertigen. Wir haben eine Anzahl <strong>von</strong> Aquarellen wiedergefunden,<br />

aber das meiste ist verschwunden.<br />

Mein Bruder und ich sind 1948 mit einem Transport hungriger deutscher<br />

Kinder, in die Niederlande zurückgekehrt. Wir durften mit, obwohl<br />

wir im Bauernland – ich hatte Onkel und Tanten mit Bauernhöfen<br />

um Lunden herum – gut genährt waren. Es war eine schmerzliche<br />

Situation, dass meine Mutter als Deutsche zurückbleiben musste. Der<br />

Pfarrer des Lagers im Noordoostpolder hat sich bei den Autoritäten<br />

sehr dafür eingesetzt, meine Mutter in die Niederlande zurückkehren<br />

zu lassen. Er fand, dass die Familie wieder zusammengeführt werden<br />

müsse. Und das ist ihm gelungen.<br />

Es war anfänglich ganz unangenehm für meine Mutter, nach dem<br />

Krieg als Deutsche in den Niederlanden zu wohnen. Sie wurde schief<br />

angesehen, weil mein Vater bei der NSB war, aber sie war selbst kein<br />

Mitglied gewesen. Sie hat Vater auch nicht dazu überredet, Mitglied<br />

zu werden. Aber Deutsche wurden in dieser Zeit – wie auch immer –<br />

als Barbaren betrachtet, und das ist verständlich.<br />

Als ich mit diesem Kindertransport in den Niederlanden ankam,<br />

musste ich, nachdem die ganze Kinderherde medizinisch untersucht<br />

war, alleine im Krankenhaus <strong>von</strong> Venlo zurückbleiben, denn sie<br />

dachten, dass ich Tuberkulose hätte. Schließlich bin ich nach Arnhem<br />

gekommen, erst zu einem Onkel und einer Tante väterlicherseits und<br />

später zu meiner Oma väterlicherseits. Dort war mein Bruder auch<br />

und nach einem halben Jahr kam meine Mutter. Als mein Vater freikam,<br />

blieben wir erst bei meiner Großmutter. Aber Vater hatte schon<br />

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