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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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184<br />

Zweiten Weltkrieg bereits Mitglied irgendeines faschistischen Grüppchens<br />

gewesen, er hatte auch viele Kontakte in Deutschland.<br />

Ich denke, dass Großvater aus idealistischen Gründen zur NSB ging,<br />

er ist nach der Aufhebung des Verbots für Beamte Mitglied geworden.<br />

Die ganze Familie war übrigens sehr deutschfreundlich.<br />

Großvater hat freiwillig bei der Post in Deutschland gearbeitet. Bei<br />

der Post in den Niederlanden hat er übrigens zwei Kollegen verraten.<br />

Nach der Befreiung ist Großvater verhaftet und ins Gefängnis <strong>von</strong><br />

Scheveningen gebracht worden. Er musste im Mai 1945 vor dem Tribunal<br />

erscheinen und hat dann im Fort Rhijnauwen bei Utrecht seine<br />

Strafe verbüßen müssen. Großvater war bei der NSB, seine Söhne bei<br />

der SS. Der jüngste, Onkel Gustaf, war bei der Hitlerjugend*, irgendwo<br />

in Ostdeutschland. Er war mehr oder weniger gegen seinen<br />

Wunsch <strong>von</strong> seinem Vater dorthin geschickt worden und fand es ganz<br />

schlimm, so weit <strong>von</strong> zu Hause weg zu sein und nie etwas <strong>von</strong> seiner<br />

Familie zu hören. Andere Jungen bekamen gelegentlich Post oder<br />

Päckchen <strong>von</strong> ihren Eltern. Er hörte nichts und er dachte, dass es<br />

vielleicht auch nichts ausmachen würde, wenn er nicht zurückkäme.<br />

Er schätzte es sehr, dass er in Deutschland zumindest gut zu essen bekam,<br />

denn zu Hause herrschte immer Mangel. In dieser Periode war<br />

sein Vater auch in Deutschland. Meine Großeltern hatten zwei behinderte<br />

Töchter, die bei Großmutter im Haus lebten. Eine andere Tochter<br />

arbeitete auch für die Deutschen.<br />

Opas zweiten Sohn habe ich nie gekannt. Er ist im Krieg geblieben, so<br />

wurde gesagt. Es wurde ganz geheimnisvoll darüber getan. Mein Vater<br />

erzählte immer, dass mein Onkel im Widerstand war und dass er<br />

dabei erschossen wurde. Das sollte in der Tschechoslowakei gewesen<br />

sein. Da wäre er umgekommen und auch begraben. Aber ich hatte<br />

immer das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Aber was genau, das<br />

wusste ich nicht.<br />

Vater ist auch zur SS gegangen. Er war 1918 geboren. Im Krieg ist er<br />

schon ziemlich bald nach Deutschland gegangen. In dem Ort, in dem<br />

ich geboren bin, in Bebensmund, hat er meine deutsche Mutter kennengelernt.<br />

Vater hatte eine Aufenthaltsgenehmigung für das Gebiet,<br />

in dem er in Deutschland war. Er ist am 31. Januar 1943 dort eingeschrieben,<br />

aber es stellte sich heraus, dass er dort schon eher war. Das<br />

ist durch andere Dokumente nachzuweisen.<br />

Laut Taufakte bin ich 1946 geboren und diese Akte ist im Januar 1947<br />

ausgestellt worden. Alles weist jedoch darauf hin, dass mit dem Ge-

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