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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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müsste.‘ Frieda hatte mich übrigens auch dringend gebeten, nicht abzuhauen.<br />

Ende 1946, Anfang 1947 durften wir einmal pro Monat eine Karte<br />

schreiben oder eine Karte empfangen. Frieda war damals schon auf<br />

freiem Fuß. Im Dezember 1946 durften wir Päckchen empfangen,<br />

schmutzige Kleidung durfte zu Hause gewaschen werden.<br />

Noch wieder später durften wir auch Besuch empfangen. Frieda nahm<br />

dann oft Lebertran für uns mit, denn wir brauchten dringend Fett. Sie<br />

fuhr dann erst mit dem Zug nach Winschoten. Von dort aus fuhr sie<br />

dann gegen Bezahlung mit dem Gemüsehändler mit zum Carel<br />

Coenraadpolder. Dieser Gemüsehändler hatte einen Gemüsekarren mit<br />

einem kleinen Ofen. Noch wieder später durften wir den Besuch auf<br />

einer Wiese empfangen. Frieda hatte dann auch Zigaretten dabei. Ich<br />

wurde kontrolliert, wenn ich wieder ins Lager zurückging, aber ich<br />

wusste, wie ich die Zigaretten gut in meinem Ärmel verstecken<br />

konnte.<br />

Es sind verschiedene Menschen aus dem Lager abgehauen. Manchmal<br />

gelang das tatsächlich, aber es passierte auch, dass sie sogar aus<br />

Deutschland zurückgeholt wurden. Als ich einmal zum Zahnarzt in<br />

Winschoten gehen durfte und dort im Wartezimmer warten musste,<br />

bis die Betäubung einsetzte, überlegte ich mir, dass ich <strong>von</strong> dort einfach<br />

flüchten könnte, wenn ich wollte. Ich erzählte das den anderen,<br />

aber als wieder einmal einige Leute den Zahnarzt besuchen wollten,<br />

war der abwesend. Auf dem Rückweg – sie waren mit Pferd und Wagen<br />

und sie saßen unter einer Plane auf diesem Wagen – ist jemand<br />

geflohen. Sie haben die Plane angeschnitten und diese Person ist dann<br />

rausgekrochen; er ist vom Wagen runtergesprungen. Erst viel später<br />

wurde das entdeckt.<br />

Während ich noch im Carel Coenraadpolder saß, waren meine Mutter<br />

und meine Schwester freigelassen worden und nach Emmen zurückgekehrt.<br />

Mutter war sogar etwas früher frei als Frouwkje. Frouwkjes<br />

Klavier war jedoch verschwunden. Es wurde bei einem Pfarrer in Den<br />

Haag wieder aufgefunden. Meine Schwester war wie ein Terrier hinterher,<br />

um das Klavier zurückzubekommen. Es stellte sich heraus,<br />

dass dieser Pfarrer das Klavier für 1.000 Gulden gekauft hatte.<br />

Frouwkje bekam es nicht zurück, aber sie bekam immerhin die 1.000<br />

Gulden. Es war vieles gestohlen worden, sowohl aus Mutters Haus<br />

wie auch aus dem Hotel.<br />

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