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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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waltigt worden. Es war wirklich furchtbar schlimm. Nachdem dies geschehen<br />

war, hoffte ich nur, dass ich sterben würde. Ich fühlte mich<br />

schlaff wie ein Lappen und wollte nur noch liegen bleiben. Aber ich<br />

musste mich wieder hinstellen und musste duschen.<br />

Es stellte sich dann heraus, dass man, während man im Lager saß,<br />

tagsüber zur Arbeit gehen musste. Bauernfrauen und Bauernmädchen<br />

wurden während des Tages zum Bauernhof Nooitgedagt in Grolloo<br />

gebracht, um dort unter anderem Birnenbäume aufzubinden. Wir wurden<br />

dort mit einem Laster hingebracht und wieder abgeholt. Wir<br />

mussten hart arbeiten, aber wir verdienten kein Geld.<br />

Im Lager waren wir in großen Baracken untergebracht. In jeder Baracke<br />

hausten etwa vier- bis fünfhundert Menschen. Es standen drei<br />

Betten übereinander und in vier Reihen nebeneinander. Man kann sich<br />

schon vorstellen, dass die Luft, die in den Baracken hing, furchtbar<br />

war. Viel bekamen wir nicht zu essen. Manchmal nahmen wir heimlich<br />

einige Bohnen <strong>von</strong> der Arbeit mit. In der Baracke, in der ich<br />

schlief, brannte nachts ein Holzofen und wir versuchten dann, die<br />

Bohnen zu kochen. Wenn man zu viele Bohnen aß, dann wurde man<br />

krank und übel. Eines Tages entdeckte eine Bewacherin, dass wir<br />

Bohnen mitgenommen hatten. Wir mussten dann zur Strafe andere Arbeit<br />

verrichten, nämlich schwarze Stäbchen aus Batterien holen, eine<br />

furchtbar schmutzige und ungesunde Arbeit. Dies mussten wir einen<br />

Tag und zwei Nächte durchhalten und während der ganzen Zeit haben<br />

wir dann nichts zu essen gehabt. Das war also eine doppelte Strafe.<br />

Von da an wurde ich etwas vorsichtiger.<br />

Ja, ich habe schreckliche Erinnerungen an das Lager Westerbork. Mir<br />

ist schon klar, dass man nach der Befreiung vielleicht nicht so schnell<br />

wusste, was mit den NSB-Menschen geschehen sollte und wo sie hin<br />

mussten. Aber die niederländische Regierung hätte schon die Bewacher<br />

besser selektieren müssen. Es war in unserem Fall absurd, dass<br />

wir jüdische Bewacher hatten. Zudem wurden auch unschuldige<br />

NSBer eingesperrt. Später stellte sich heraus, dass es tatsächlich ein<br />

Irrtum gewesen war, dass wir festgenommen worden waren. Ich habe<br />

aber elf Monate umsonst gesessen. Und es ist noch nie ein Wort der<br />

Entschuldigung darüber gesagt worden, <strong>von</strong> wem auch immer. Ich<br />

habe immer noch eine Abneigung gegen Juden. Ich finde es <strong>von</strong> mir<br />

selbst nicht richtig, dass ich einen Hass auf Juden in mir trage, aber<br />

ich habe diesen Hass nun einmal und ich fürchte, dass wird sich nie<br />

ändern.“

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