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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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wieder im Lager zurück war, hatte man wieder mit der Gruppe der<br />

eigenen Baracke zu tun, junge Mädchen und alte Frauen. Ich habe <strong>von</strong><br />

Juni 1945 bis Juli 1946 im Lager Westerbork gesessen. Dann bin ich<br />

in ein Lager in Alkmaar gebracht worden, dort wurden wir gut behandelt.<br />

Nachdem ich etwa zwei bis drei Monate in Alkmaar gesessen<br />

hatte, durfte ich wieder nach Hause.<br />

Aber ich hatte kein Zuhause mehr, Mutter und ich hatten alles verloren.<br />

Alles, was wir besessen hatten, war konfisziert. Mutter ist zu ihrer<br />

Schwester gegangen und wurde später Haushälterin bei einem älteren<br />

Herrn. Ich bin auch erst zu Verwandten gekommen und habe später<br />

ein Zimmer in Amsterdam bezogen. Eine Lehrerin der Hauptschule,<br />

der MULO*, musste mich damals beaufsichtigen. Ganz eigenartig<br />

eigentlich, denn 1936 lief sie selbst mit einer Anstecknadel der NSB<br />

auf dem Revers. Aber die Kontrolle dauerte nicht so lange, schon<br />

recht bald meinte diese Lehrerin, dass ich auf mich selbst aufpassen<br />

könnte. Schon sehr bald bin ich meinem späteren Mann begegnet. Er<br />

war Marineflieger. Wir haben 1947 geheiratet und haben die erste Zeit<br />

bei meinen Schwiegereltern gewohnt. Meine Mutter ist 1955 verstorben.<br />

Was die Tatsache betrifft, dass ich interniert gewesen bin: Ich kann<br />

mir eigentlich schon vorstellen, dass die Menschen einen ‚Sündenbock‘<br />

suchten, um sich abzureagieren für das, was ihnen die Deutschen<br />

angetan hatten. Deshalb habe ich auch bestimmt keine Hassgefühle,<br />

obwohl das, was damals mit uns geschah, nicht zu beschönigen<br />

ist. Das hätte man auch ganz anders machen können. Und es mag<br />

vielleicht ganz unfreundlich klingen, aber es waren wirklich nicht die<br />

feinsten Leute, die im Lager Westerbork Bewacher waren.<br />

Anderthalb Jahre im Lager, das war schon eine ganz schwere Strafe,<br />

das kann ich euch sagen. Um so eine Strafe zu bekommen, muss man<br />

heute eine ganze Menge auf dem Kerbholz haben.<br />

Aber auch wenn es im Lager ganz furchtbar war, wir haben gelegentlich<br />

doch noch gelacht. Bei uns in der Baracke gab es ein ganz altes<br />

Weiblein mit einem kahlen Köpfchen. Dann sangen wir abends bevor<br />

‚Oma‘ schlafen ging: ‚We zitten allemaal voor het zelfde feit, maar<br />

Oma is een moffenmeid.‘ Wir sitzen alle aufgrund derselben Sache<br />

ein, aber Oma ist ein Moffenmädchen. Und dann konnte dieses<br />

Weiblein so furchtbar drüber lachen.“

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