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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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wollte. Ich wollte nach Hamburg, um übers Meer entkommen zu können.<br />

Ich wurde aus dem Lager weggeschickt und bin anschließend nach<br />

Hamburg gegangen. Dort wurde ich aber doch wieder <strong>von</strong> den Engländern<br />

verhaftet und bin als Kriegsverbrecher in ein Gefängnis in<br />

Hamburg überführt worden. Ich saß dort zuerst eine Weile in der Zelle<br />

und bekam dann einen Job. Ja, schon wieder sollte ich Arzneimittel<br />

rumbringen. Es war im Dezember 1945. Ich hätte vielleicht aus dem<br />

Gefängnis entfliehen können, denn im Keller waren die Gänge nur mit<br />

Brettern abgedichtet.<br />

Dann haben sie mich abgeholt, die Leute des POD*, des niederländischen<br />

Politieke Opsporingsdienst*. Das war richtiges Gesindel. Ich<br />

betrachtete diese Leute als Arbeitslose, die noch nie im Leben etwas<br />

geleistet hatten. Vor Militärs hatte ich Respekt, aber nicht vor diesen<br />

halbseidenen POD-Typen. Sie fühlten sich schon furchtbar männlich<br />

in ihrer Uniform.<br />

Sie haben mich in den Niederlanden ins Fort Honswijk gebracht. Dort<br />

habe ich einen Monat gesessen und dann hatte ich wieder einen ‚Job‘<br />

mit Arzneimitteln. Danach habe ich ganz lange in einem Internierungslager<br />

in Rotterdam gesessen und auch hier konnte ich mich frei<br />

bewegen und durfte Arzneimittel rumbringen.<br />

Schließlich bin ich erst am 24. September 1946 verurteilt worden. Ich<br />

war damals schon fast zwei Jahre unterwegs. Am 24. September, an<br />

meinem achtzehnten Geburtstag, wurde ich zu einem Jahr Haftstrafe<br />

verurteilt. Ich musste damals in ein Straflager in Katwijk. Sie wollten<br />

dort versuchen, mich in die Gesellschaft einzugliedern, wie das so<br />

schön hieß. Aber ich fand es ganz unredlich, dass ich nach all dem<br />

Elend, das ich bereits erlebt hatte, noch einmal ein Jahr eingesperrt<br />

wurde. Erst im September 1947 durfte ich nach Hause. Da war ich fast<br />

drei Jahre <strong>von</strong> zu Hause weg gewesen. Mein Freund Anton war in<br />

Dänemark bereits abgehauen. Er hatte sich bei einem Bauern versteckt<br />

und war nicht gefangen genommen worden. Er hatte das Lager nicht<br />

miterlebt, ich aber schon. Deswegen fand ich es auch sehr ungerecht,<br />

dass ich in den Niederlanden noch einmal zusätzlich bestraft wurde.<br />

Das ärgert mich noch immer. Man konnte doch verstehen, dass ich<br />

schon genügend bestraft worden war. Und was hatte ich denn schon<br />

alles verbrochen?

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