05.12.2012 Aufrufe

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ich habe es meinen Kindern erzählt. Aber anfangs habe ich es nicht<br />

einmal meinem Mann gesagt. Als wir uns gerade kannten, haben seine<br />

Bekannten mal zu ihm gesagt: ‚Gehst du mit dieser Margje? Ihr Vater<br />

war bei der NSB.‘ Seine Eltern hatten ihm das auch gesagt. Ich habe<br />

ihm erst nichts erzählt, weil ich Angst hatte, dass er dann die Beziehung<br />

beenden würde. Mein Mann hat auch nichts gesagt. Er war der<br />

Meinung, dass ich das selbst ansprechen sollte. Erst als mein Vater<br />

gestorben war, habe ich es meinem Mann, meinem damaligen Verlobten,<br />

erzählt.<br />

Als ich älter war, so um die fünfzig, ist mir dann alles über den Kopf<br />

gewachsen. Ich dachte, es würde vermutlich an den Wechseljahren<br />

liegen. Aber es stellte sich heraus, dass es mehr war. Die NSB-Vergangenheit<br />

meines Vaters habe ich immer als eine Belastung erfahren.<br />

Ich denke, dass meine Eltern ihre Angst auf ihre Kinder, und also auch<br />

auf mich, übertragen haben. Meine Kinder reden nicht darüber, sie<br />

wissen, dass ich Hilfe gesucht habe. Ich habe ihnen die Geschichte<br />

ihres Opas erzählt, als sie etwa zwölf Jahre alt waren. Sie haben nie<br />

mehr etwas gefragt. Vielleicht kommt das noch, wenn sie älter sind.<br />

Ich habe immer gemeint, dass die Gesellschaft den Kindern <strong>von</strong><br />

NSBern doch zumindest eine Entschuldigung hätte anbieten können.<br />

Ich habe immer darunter gelitten, und ich finde es noch immer ganz<br />

schlimm, dass ich ein NSB-Kind bin.“<br />

Wie Frau Laarman hatte Wilna Diemer eine deutsche Mutter. Ihre Eltern<br />

haben sich in den Niederlanden kennengelernt. Wilnas Mutter war damals<br />

Dienstmädchen.<br />

Wilna Diemer:<br />

„Man sagte: ‚Deine Mutter ist ein Lotte‘. So nannten sie die deutschen<br />

Dienstmädchen, die in die Niederlande gekommen waren, um dort zu<br />

arbeiten. Sie kamen, weil die wirtschaftlichen Umstände in Deutschland<br />

so schlecht waren.<br />

Ich war einziges Kind und wir wohnten in Overveen. Weil Vater bei<br />

der NSB war, hat die Nachbarschaft uns abgelehnt. Ich hatte keine<br />

Freunde und Freundinnen. Ich durfte <strong>von</strong> meiner Mutter her nicht zum<br />

Jeugdstorm*. Dabei wollte ich das doch so gerne, denn dann hätte ich<br />

zumindest zu irgendetwas gehört.<br />

An dem Geburtstag <strong>von</strong> Mussert hängten meine Eltern immer die<br />

Fahne raus. Einmal hat die Nachbarschaft darauf reagiert, indem so<br />

etwas wie ‚dreckiger NSBer‘ mit Kreide auf den Bürgersteig vor unse-<br />

222

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!