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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Ich hörte gelegentlich vage Geschichten über Berlin und so, über die<br />

Bombenangriffe, die dort geflogen wurden.<br />

Nach dem Besuch des Archivs konnte ich meinen Vater dann ganz<br />

anders sehen. Ich war neun, als er an Lungenkrebs verstarb. Es gab<br />

einen psychiatrischen Bericht in den Unterlagen. In dem stand, dass er<br />

es damals in seiner Gefangenschaft schrecklich schwer gehabt hatte.<br />

Er fand das Leben sinnlos und wollte Selbstmord verüben. Ich habe<br />

eigentlich mehr oder weniger Mitleid mit ihm bekommen. In den damaligen<br />

Umständen hat er Entscheidungen getroffen, aber nach seiner<br />

Gefangenschaft hat er sich kaputt gearbeitet. Er hat immer für einen<br />

viel zu niedrigen Lohn arbeiten müssen, und es gab am Ende nur eine<br />

geringe Rente. Ich habe manche Unternehmen in Verdacht, dass sie<br />

ganz froh waren über all‘ diese NSBer, die sich für Niedriglöhne an<br />

die Arbeit machten, weil sie ja doch nicht woanders hingehen konnten.“<br />

Margje Laarman findet, dass die Menschen sich zwar verzeihungsbereit<br />

geben, so in der Art: „Man darf es den Kindern nicht anrechnen“; aber trotzdem<br />

werden immer noch Kinder <strong>von</strong> NSBern schief angesehen.<br />

Margje Laarman:<br />

„Als ich etwas älter wurde, kam alles wieder hoch. Mein Vater war<br />

Mitglied der NSB, ich weiß nicht genau, wann er Mitglied geworden<br />

ist. Er hatte eine gute Position in der Armee, er war Berufssoldat. Er<br />

war in der Van-Heutz-Kaserne in Kampen einquartiert. Mutter war<br />

kein Mitglied der Bewegung. Sie war eine Deutsche. Vater und Mutter<br />

sind sich in Apeldoorn begegnet, Mutter arbeitete damals schon viele<br />

Jahre als Haushaltshilfe bei einer niederländischen Familie.<br />

Als Vater und Mutter geheiratet hatten, haben sie erst in Harderwijk<br />

gewohnt, später gingen sie nach IJsselmuiden. Ich bin 1944 geboren.<br />

Ich habe zwei Schwestern, die älter sind als ich, und ich habe einen<br />

Bruder, der nach dem Krieg geboren ist, nach der Gefangenschaft<br />

meines Vaters.<br />

Der Nachbar meiner Eltern war im Widerstand. Er soll meinem Vater<br />

damals schon mal gesagt haben: ‚Laarman, trete aus der Bewegung<br />

aus! Mann, das geht doch schief!‘ Ich weiß nicht, warum Vater bei der<br />

NSB geblieben ist. Ich kann ihn jetzt nicht mehr fragen, denn mein<br />

Vater ist Anfang der siebziger Jahre gestorben. Als meine Mutter mit<br />

mir im Wochenbett lag, ist dieser Nachbar noch bei uns untergetaucht.<br />

Derselbe Nachbar hat nach dem Krieg auch für meinen Vater ausge-<br />

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