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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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144<br />

Flüchtlinge aus Deutschland waren. In der Anfangszeit kam ich gar<br />

nicht aus dem Bett, weil ich Gelbsucht hatte. Nach einer Weile bekam<br />

ich zudem noch eine doppelte Nierenbeckenentzündung.<br />

Das Essen im Lager war furchtbar schlecht. Wegen meiner Niere<br />

durfte ich kein Eiweiß und kein Fett essen. Das karge Essen ist vielleicht<br />

meine Rettung gewesen. Denn im Essen war rein gar nichts<br />

drin. Die Kartoffeln wurden samt Schale im Topf gekocht. Und ich<br />

bekam ein ganz kleines Stück Brot, das verschimmelt und sauer war.<br />

Die Betensuppe, die ich bekam, sah immer grau aus vor Sand.<br />

Morgens zwischen halb sechs und sechs mussten die Gefangenen aufstehen.<br />

Wir wurden durch einen Stoß mit dem Gewehrkolben geweckt.<br />

Die Bewachung bestand zum größten Teil aus BSern, Mitgliedern<br />

der Binnenlandse Strijdkrachten*, also Freiwilligen. Ich erinnere<br />

mich, dass einer der Gefangenen in der Küche arbeitete. Eines Tages,<br />

als ich krank im Bett lag, sah ich, dass dieser Mann reinkam und eine<br />

Wurst unter seinem eigenen Bett versteckte. Ich tat wohlweislich so,<br />

als würde ich schlafen. Als der Mann weg war, habe ich ganz schnell<br />

die Wurst genommen und diese später mit einigen Kameraden geteilt.<br />

Der Mann hat später natürlich gemerkt, dass seine Wurst weg war. Er<br />

hat mich angeglotzt, aber er traute sich natürlich nicht, etwas zu sagen.<br />

Am Anfang durfte ich tagsüber im Lager bleiben, aber später musste<br />

ich mit den anderen mit, die bei den Bauern arbeiteten. Sie haben<br />

mich dort hingetragen. Das heißt, während des größten Teils der Strecke<br />

wurde ich getragen, zwischendurch lief ich auch manchmal ein<br />

kleines Stück. Während die anderen auf dem Land arbeiteten, saß ich<br />

den ganzen Tag am Rande eines Wassergrabens. Ich war wirklich sehr<br />

krank, eigentlich mehr tot als lebendig. Es wurde aber gar kein Arzt<br />

hinzugezogen.<br />

Eines Tages hatte die Bäuerin Pfannkuchen für mich gebacken. Sie<br />

hatte Mitleid mit mir, weil ich dort krank und allein am Rande des<br />

Grabens saß. Der Bewacher gab ihr jedoch keine Zustimmung, mir<br />

diese Pfannkuchen zu geben. Die Bäuerin fand es skandalös, denn sie<br />

hatte die Pfannkuchen zu Hause schon gebacken und sie lagen für<br />

mich bereit. Am nächsten Tag, als der Bewacher mal kurz weg war,<br />

rief sie mich heimlich, sie nahm mich mit zum Bauernhof. Dort habe<br />

ich die Pfannkuchen gegessen. Als ich wieder gehen musste, steckte<br />

die Bäuerin auch noch einige Butterbrote unter meine Bluse.<br />

Manchmal, wenn ich mich etwas besser fühlte, versuchte ich auch mal<br />

Fische zu fangen. Eines Tages fand ich am Wasser ein Nest mit Eiern,

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