05.12.2012 Aufrufe

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

mehr im Staatsdienst arbeiten dürfen. Denn als er sich beworben hat,<br />

wurde er abgelehnt. Er ist sehr verbittert gewesen und hat nie mehr<br />

sein Geld selbst verdienen können. Als er in Rente gehen sollte, wurde<br />

ihm auch noch angedroht, dass ihm seine Rente vorenthalten werden<br />

würde. Aber das ist nicht passiert, es gab jemanden, ich weiß nicht<br />

wen, der sich für ihn verwendet hat.<br />

In meiner Jugendzeit war Schmalhans Küchenmeister. Wir hatten eine<br />

kleine Parzelle und bauten selbst Gemüse und Kartoffeln an. Mutter<br />

besaß auch noch ein Haus, für das sie Miete bekam. Wir wohnten<br />

eigentlich auch in einem schönen Haus, es war jedoch gar kein Geld<br />

für die Instandhaltung da. Aber Mutter klagte nicht, sie wusste mit<br />

dem wenigen Geld, das wir hatten, ganz viel zu tun. Wir Kinder durften<br />

immer alles, Hauptsache, es kostete kein Geld. Trotz der Armut<br />

haben wir doch alle studieren können. Von Vaters wegen durften wir<br />

mit bestimmten Menschen nicht umgehen, zum Beispiel nicht mit den<br />

Kindern des Mannes, der später Vaters Job bekam.<br />

Als Vater wirklich alt wurde, bekam er Arterienverkalkung und er<br />

hatte Anfälle. Er war dann furchtbar gereizt. Aber ich kannte ihn<br />

eigentlich nicht anders. Er sagte immer, dass er <strong>von</strong> den Niederländern<br />

schrecklich schlecht behandelt worden war. Und er fing später auch<br />

noch damit an, dass die Deutschen doch nicht so ein schlechtes Volk<br />

waren. Vor Mutter durften wir mit Vater nicht diskutieren, weil wir<br />

ihn nicht aus der Fassung bringen sollten. Aber als Jugendlicher habe<br />

ich doch einmal eine ganz heftige Diskussion mit ihm gehabt. Ich<br />

sprach über Hitler, der für unheimlich viel Elend verantwortlich gewesen<br />

war.<br />

Dann fing mein Vater an, Hitler zu verteidigen. Das kam bei mir ganz<br />

schlecht an. Mein Vater war für mich damals gewissermaßen unten<br />

durch.“<br />

Manch anderer Niederländer, der nicht bei der NSB war und auch keine Verwandten<br />

bei der Bewegung hatte, sondern aufgrund seines Berufes mit den<br />

Besatzern zusammengearbeitet hat, wurde nach der Befreiung oft nicht belangt.<br />

Erst seit einigen Jahren fängt man an zu fragen, ob nicht auch diejenigen, die<br />

tatsächlich Befehle der Deutschen ausführten, die direkt lebensbedrohliche<br />

Folgen für die Bürger hatten, dafür als verantwortlich angesehen werden<br />

sollten, was anderen Bürgern passiert ist. Und dann kann man auch an Polizisten<br />

denken, die jüdische Bürger aus ihren Häusern holen mussten. Beamte<br />

50

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!