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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Amersfoort eingesperrt. Dort hat er monatelang gesessen; er ist Anfang<br />

1945 geflohen. Als das passierte, ist unsere ganze Familie untergetaucht.<br />

Ich erinnere mich noch an eine Fahrt auf Fahrrädern mit Ersatzreifen<br />

durch Friesland und Overijssel, um eine Unterkunft zu suchen.<br />

Wir kamen bei einer Großtante <strong>von</strong> mir in Blokzijl unter. Wir<br />

haben unser Haus in Meppel nie mehr gesehen. Die Deutschen haben<br />

das Haus sofort, nachdem wir weg waren, konfisziert.<br />

In Blokzijl saßen wir herum und warteten auf die Befreiung. Ich fühlte<br />

mich dort an sich ganz wohl. Ich hatte irgendwann eine Hauptrolle bei<br />

der Theatergesellschaft. Ich als NSB-Kind, das muss man sich mal<br />

vorstellen. Das Stück sollte bei der Befreiung uraufgeführt werden.<br />

Aber dabei habe ich dann doch nicht mitgespielt, es ist alles ganz anders<br />

gekommen.<br />

Vater wurde kurz nach der Befreiung <strong>von</strong> besoffenen Typen der<br />

Binnenlandse Strijdkrachten* abgeholt. Er ist unterwegs nach Meppel<br />

furchtbar misshandelt worden. Unterwegs hatten sie, durch Zutun der<br />

betrunkenen Bewacher, einen Autounfall. Sie landeten in einem Graben.<br />

Einer dieser Typen war tot. Kanadier, die in der Nähe waren,<br />

schauten nach, was los war. Mein Vater erzählte, dass er prisoner*<br />

war und weiter nach Meppel musste. Es hatte nämlich gar keinen Sinn<br />

zu fliehen.<br />

Vater ist damals <strong>von</strong> den Kanadiern zur Berufsfachschule in Meppel<br />

gebracht worden. Dort wurden die Gefangenen furchtbar misshandelt.<br />

Das schlimmste war, wie Vater später erzählte, dass sie manchmal<br />

stundenlang mit jemandem auf den Schultern die Treppen auf- und<br />

ablaufen mussten. Von Meppel aus ist mein Vater ins Lager Westerbork<br />

gebracht worden.<br />

In Blokzijl haben sie einige Male versucht, meine Mutter abzuholen,<br />

aber meine Großtante wusste immer zu vermeiden, dass sie sie mitnahmen.<br />

Aber das dritte Mal konnte sie es nicht mehr aufhalten. Mutter<br />

hat dann zu ihr gesagt: ‚Lass nur, ihr bekommt sonst doch nur Ärger.‘<br />

Mutter ist auch mit dem Auto nach Meppel gebracht worden. Als sie<br />

dort ankam, ist sie vor Verzweiflung aus dem Auto und dann weiter<br />

ins Wasser gesprungen, obwohl sie nicht schwimmen konnte. Sie ist<br />

damals aus dem Wasser gefischt und in der HBS-Schule* untergebracht<br />

worden. Von dort aus ist sie, genau wie Vater, ins Lager<br />

Westerbork gekommen. Vater hat vor dem Tribunal vier Jahre bekom-<br />

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