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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Lia Kuiper:<br />

„Ich komme aus einer NSB-Familie. Mein Vater war Bauer in<br />

Drenthe und hatte einen relativ großen Bauernhof, aber er wollte sehr<br />

gerne, dass auch seine acht Kinder Bauern werden konnten. Aber die<br />

Zeiten waren schlecht und es war schon eine Frage, ob er seinen Kindern<br />

tatsächlich eine solche Zukunft bieten konnte.<br />

Wegen der schlechten wirtschaftlichen Umstände ist Vater 1934 Mitglied<br />

der NSB geworden, weil er dachte, dass die Partei etwas für die<br />

Bauern tun könnte. Ich war selbst kein Mitglied der NSB, aber ich war<br />

immerhin Führerin beim Jeugdstorm*. Mein Verlobter war auch bei<br />

der Bewegung.<br />

Als wir, mein Vater, Mutter, Brüder und Schwestern, nach der Befreiung<br />

festgenommen wurden, ging das eigentlich ganz korrekt vor sich.<br />

Aber ich erinnere mich noch lebendig an dieses Hohnlachen der Menschen,<br />

die sich am Wegrand versammelt hatten, um zu schauen, wie<br />

wir NSBer abgeführt wurden. Wir wurden ohne weiteres in eine<br />

Schule gesteckt und am nächsten Tag nach Veenhuizen in Drenthe<br />

gebracht, ins Gefängnis. Dort habe ich sechs Wochen gesessen. Genau<br />

wie meine Mithäftlinge bin ich grob erniedrigt worden. Allein schon<br />

die Tatsache, dass man dich ohne weiteres gefangen setzt und dass<br />

man tun musste, was gesagt wurde! Am 6. Juni 1945 bin ich zusammen<br />

mit noch fünfundzwanzig anderen Frauen ins Lager Westerbork<br />

gebracht worden.<br />

Ich kann wohl sagen, dass ich es in Veenhuizen schrecklich fand, aber<br />

Lager Westerbork war im Vergleich damit in meinen Augen wirklich<br />

die Hölle. In Westerbork begann erst das wirkliche Elend. Zu meinem<br />

Erschrecken und Erstaunen gab es auch Juden im Lager, die uns auslachten<br />

und anschrien. Das konnte ich noch einigermaßen verstehen,<br />

sie hatten im Krieg natürlich ganz viel erleben müssen.<br />

Wir wurden auf eine wirklich ganz unangenehme Weise abgetastet.<br />

Wir kamen erst einmal in einen Raum, in dem wir registriert wurden<br />

und wo uns unser Schmuck abgenommen wurde. Meinen Verlobungsring<br />

habe ich zum Beispiel nie wieder gesehen. Meine Haare wurden<br />

abrasiert, aber das ist nicht bei allen geschehen. Von manchen wurde<br />

nur ein Teil ihres Haars abgeschnitten. Ich musste meine Kleidung<br />

ausziehen, und als meine Haare abrasiert waren, wurde ich in einen<br />

Raum gebracht, in dem eine ganze Menge Matratzen auf dem Boden<br />

lagen. Es lagen Frauen und Mädchen auf diesen Matratzen. Auch ich<br />

musste mich hinlegen und ich bin dort dann <strong>von</strong> einem Juden verge-<br />

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