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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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IJssellinie. Wir wurden in Roden bei einer Familie aufgenommen.<br />

Meine Mutter half so gut, wie es eben ging, im Haushalt der Bauernfamilie,<br />

wo wir waren. Als meine Mutter nach der Befreiung im April<br />

festgenommen wurde, habe ich gelogen und gesagt, dass Mutter keine<br />

NSBerin war. Ich hatte Angst, dass sie die Gefangenschaft und alles,<br />

was dazugehörte, nicht überleben würde. Ich traute mich nicht zu sagen,<br />

dass ich kein NSBer war, so viel Angst hatte ich, dass Mutter<br />

dann doch noch festgenommen würde. Ich wurde mitgenommen und<br />

habe etwa zwei Monate zusammen mit anderen in einer Art Schuppen<br />

hinter der Milchfabrik biwakieren müssen.<br />

Die Burschen, die uns dort bewachen sollten, waren an sich schon<br />

nett. Wir mussten auf dem Land arbeiten, wir mussten Bete und Kartoffeln<br />

roden. Wir wurden jeden Tag mit einem Laster aufs Land gebracht.<br />

Nein, ich wurde in Roden nicht kahlrasiert, das kam erst später<br />

im Lager Westerbork an die Reihe. Aber Geld, Schmuck und andere<br />

Dinge, die ich übrigens nie mehr wiedergesehen habe, wurden schon<br />

beschlagnahmt. Das war jedoch noch am wenigsten schlimm. Obwohl<br />

ich die Bilder, die mir am Herzen lagen, nun alle los war. Das Essen<br />

in Roden war halbwegs in Ordnung. Wir bekamen einen Topf mit Essen,<br />

alles Mögliche durcheinander. Ich war nicht an das Arbeiten auf<br />

einem Bauernhof gewöhnt, aber ich fand es an sich nicht unangenehm<br />

und konnte mich schon damit abfinden. Nach zwei, drei Monaten<br />

mussten wir zum Lager Westerbork. Die Bewacher, Kees und Geert,<br />

fanden das für uns nicht angenehm. Sie wurden oft <strong>von</strong> Menschen beschimpft,<br />

in der Art: ‚Ihr traut Euch wohl!‘ Das war, weil sie uns mit<br />

Gewehren bewachten. Doch haben diese zwei Bewacher sich noch für<br />

uns eingesetzt und haben nachgefragt, ob wir nicht bei ihren Frauen<br />

im Haushalt arbeiten dürften. Aber das ging nicht, wir sollten und<br />

mussten nach Westerbork.<br />

Ich wusste nicht, was ich <strong>von</strong> diesem Lager erwarten konnte. Wir<br />

wurden dort in einer ganz großen Gruppe auf Lastern hingebracht. Sofort<br />

bei der Ankunft fand ich es schon unangenehm, sozusagen. Meine<br />

Haare wurden abrasiert und ich bekam ein paar verschlissene Holzschuhe<br />

zum Anziehen.<br />

Wir Frauen mussten dort ganz hart arbeiten, zum Beispiel auf dem<br />

Land Bete und Kartoffeln roden. Das schlimmste war, dass es kein<br />

Toilettenpapier und keine Monatsbinden gab. Uns wurde schon bald<br />

gesagt, dass wir nach einer gewissen Zeit keine Monatsbinden mehr<br />

brauchen würden. Weil Frauen schlecht ernährt wurden, kein Fett und<br />

so bekamen, hörte die Blutung nach einer Weile <strong>von</strong> selbst auf.

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