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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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wir zu viert im Dorf gewohnt, denn Oma, Mutters Mutter, wohnte bei<br />

uns. Noch wieder später bekamen wir Unterkunft in einem Nachbardorf,<br />

im Haus des Bruders meiner Mutter, der auch im Lager<br />

Westerbork gefangen saß.<br />

Der erste Bauer, der unseren Bauernhof verwaltete, hat nach einiger<br />

Zeit den Bauernhof seiner Schwiegereltern übernommen. Er hat unseren<br />

Bauernhof in gutem Zustand hinterlassen, muss ich sagen. Das gesamte<br />

Inventar, das gesamte Werkzeug, alles hat er stehen lassen.<br />

Dann kam aber der zweite Bauer, der war gerade verheiratet. Als wir<br />

1948 auf unseren Bauernhof zurückkehrten, stellte sich heraus, dass<br />

dieser zweite Mann alles mitgenommen hatte. Alles war weg, die<br />

Pferde und auch alle Gerätschaften. Vater bekam drei Jahre vom Tribunal<br />

und hat auch noch in Veenhuizen gesessen.<br />

Nachdem Vater frei war, haben wir erst noch ganz kurz in einem<br />

Mietshaus gewohnt. Mutter hatte dort noch eine Fehlgeburt. Erst<br />

nachdem wir wieder auf unseren Bauernhof zurückgekehrt waren,<br />

hörten wir, wie alles vor sich gegangen war und wer die Menschen<br />

waren, die meinen Vater festgenommen hatten. Einer <strong>von</strong> denen ist<br />

später nach Kanada gezogen. Der Boden wurde ihm sicher zu heiß<br />

unter den Füßen.<br />

Mein Vater wurde später wieder ganz schnell <strong>von</strong> der Gemeinschaft<br />

akzeptiert. Auch auf mein weiteres Leben hat die Periode nach der Befreiung<br />

keinen Einfluss gehabt. Ich ging zur Haushaltsschule und ich<br />

hatte dort auch einige Freundinnen. Als ich den Sohn des Dorfschmiedes<br />

heiratete, ging ich mit meiner Schwiegermutter zu den Landfrauen.<br />

Ich war schwanger und ich wollte eigentlich warten mit der<br />

Mitgliedschaft, bis das Kind geboren sein würde. Aber mein Schwiegervater<br />

sagte: ‚Geh doch einfach mit ‚Mam‘ zur Jahresversammlung,<br />

dann bekommst du auch dein Geschenk, wenn das Baby geboren ist!‘<br />

Meine Schwiegereltern hatten nicht der NSB angehört. Als Frau eines<br />

mittelständischen Gewerbetreibenden kam ich schon bald als Sekretärin<br />

in den Vorstand der Landfrauen. Und so habe ich in mehreren<br />

Vorständen gesessen, im Elternausschuss, in der Leitung der Volkstanzgruppe<br />

und in ähnlichen Funktionen. Ich habe nie <strong>von</strong> irgendeinem<br />

darüber etwas gehört, dass mein Vater bei der NSB gewesen ist.<br />

Dieser erste Bauer, der unseren Bauernhof verwaltet hatte, wurde<br />

später Kunde meines Mannes. Er fragte immer nach mir. Es sah danach<br />

aus, dass er Gewissensbisse hatte. Einmal fragte er mich: ‚Wie<br />

denkst du über uns?‘ Ich habe ihm gesagt, dass wir, als er auf dem<br />

Bauernhof das Sagen hatte, immer herzlich empfangen worden seien,<br />

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