05.12.2012 Aufrufe

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

284<br />

gekauft. Für uns Kinder war es, als ob Vater auf einmal verschwunden<br />

war. Mutter sagte zu uns, dass Vater wieder krank geworden sei. Aber<br />

er war in Wirklichkeit in Hilversum in einem Internierungslager, wo<br />

er bis Ende 1948 gesessen hat. Als in dieser Zeit mein Bruder und ich<br />

einmal Krach hatten, sagte Mutter zu uns: ‚Es ist eure Schuld, dass<br />

Vater krank geworden ist, das kommt <strong>von</strong> all diesem Krach.‘<br />

Mein Vater war, nachdem er wieder frei war, ein sehr kämpferischer<br />

Mann. Ich habe jedoch große Probleme mit meinem Vater, obwohl ich<br />

ihn bewundere für seine Beharrlichkeit. Aber die führte dazu, dass er<br />

uns immer auf die Pelle rückte, und das ist mir immer schwer gefallen.<br />

Weil ich eine ganz depressive Periode hinter mir habe, ist es durchaus<br />

gerechtfertigt, eine Verbindung zur Vergangenheit zu suchen. Aber<br />

immer wenn ich depressiv bin, neige ich, ehrlich gesagt, schon schnell<br />

dazu, alles auf die Vergangenheit zu schieben. Das ist natürlich auch<br />

nicht richtig.<br />

Ich habe mein ganzes Leben wie ein Besessener gearbeitet. Ich bin<br />

Lehrer und ich habe meiner Arbeit immer sehr viel Zeit gewidmet. Ich<br />

hatte und ich habe eine Familie, die mir einiges abverlangt, und sogar<br />

meine Freizeit wird noch mit allerhand Arbeiten ausgefüllt. Damals<br />

hatte ich auch noch ein Studium begonnen.<br />

Von dem Augenblick an, in dem meine Mutter verstorben ist, ging es<br />

mir nicht gut. Ich stand am Rande einer schweren Depression. Ich bekam<br />

zudem auch noch eine Thrombose und zwei Jahre später eine<br />

Lungenembolie. Ich habe damals monatelang nicht arbeiten können.<br />

Dann habe ich Hilfe gesucht, unter anderem bei einem Psychotherapeuten.<br />

Ich wusste am Anfang gar nicht, was los war. Seit ich die<br />

NSB-Geschichte kenne und auch die Geschichte dieses Lagers in<br />

Groningen, habe ich gegen Gebäude, die einer Baracke ähnlich sehen,<br />

eine noch stärkere Aversion bekommen, als ich sie bereits hatte. Aber<br />

auch in Gebäuden mit allen möglichen Gängen und Türen fühle ich<br />

mich ganz ungemütlich.<br />

Ich habe gute soziale Fähigkeiten, aber es gibt immer eine Art <strong>von</strong><br />

Bremse. Menschen können sozusagen mit mir reden und ich kann an<br />

der richtigen Stelle zustimmend brummen, im gleichen Moment jedoch<br />

nicht hören, was sie sagen. Meine Gedanken sind dann woanders.<br />

Ich lasse mich nicht einfach dazu verführen, mein Inneres sehen<br />

zu lassen. Ich distanziere mich <strong>von</strong> Menschen, ich vermeide auch lieber<br />

Gruppen <strong>von</strong> Menschen. Ich bin Mitglied verschiedener Vereine,<br />

aber ich bin bestimmt kein Vereinsmensch. Ich nutze nur das, was der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!