05.12.2012 Aufrufe

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

mussten die Jungen manchmal auch fünf oder zehn Kilometer laufen.<br />

Der Umriss eines solchen Stück Landes war 1.200 Meter. Man musste<br />

viermal drumherum laufen, um etwa fünf Kilometer zu absolvieren.<br />

Aber sie durften nicht einfach diesen Weg nehmen, nein, sie mussten<br />

dann durch das Wasser auf die andere Seite gelangen, dann am Wasser<br />

entlang, wieder durch das Wasser und dann wieder um das Lager<br />

herum. Die Bewacher schossen dann mit ihren Gewehren <strong>von</strong> hinten<br />

an ihnen vorbei. Das taten sie, um ihnen einzuheizen, wenn sie nicht<br />

schnell genug rannten. Und wenn die Bewacher ‚ganz gute Laune<br />

hatten‘, dann wurden die sechs oder sieben Hunde, Bouviers, die es<br />

dort gab, losgelassen. Die zogen die Kleidung der Jungen kaputt und<br />

bissen sie, wo sie nur konnten. Dann hatten die Herren besonders viel<br />

Spaß. Wenn es Winter war, dann sackten die Jungen durch das Eis.<br />

Ich hatte mir, als ich im Carel Coenraadpolder saß, eigentlich schon<br />

sehr bald eine Fluchtroute ausgedacht. Innerhalb <strong>von</strong> zwei Wochen<br />

hatte ich es schon geschafft, dass ein kleines Segelboot in Termunten<br />

für mich bereit lag. Wir mussten dort nämlich in dieser Nähe Torf<br />

transportieren. Und gegenüber Termunten lag Deutschland. Ich hatte<br />

mir einen Fluchtplan zurechtgelegt, aber jemand hat den Mund nicht<br />

gehalten und gequasselt. Ich wurde damals zusammen mit den Jungen,<br />

die mit mir fliehen wollten, im Bunker untergebracht statt in der Baracke.<br />

Mein Bein hatte rauhe Schürfungen, die hatten sich entzündet und<br />

eiterten. Die Kumpel erlaubten mir, die einzige Pritsche, die im Bunker<br />

stand, zu nutzen. Als Zeitvertreib hielten wir abwechselnd eine Art<br />

Vortrag über unseren Beruf.<br />

Bevor wir dort reinkamen, saß schon einer in diesem Bunker, weil er<br />

den Deutschen geholfen hatte, Bunker zu bauen. Er hatte eine Kette,<br />

die mit einer schweren Kanonenkugel an seinem Bein hing. Auf diese<br />

Weise konnte er nicht weglaufen. Als er einmal an einem Sonntag<br />

samt Kette den Gottesdienst besuchte, hat der Pfarrer etwas dazu gesagt.<br />

Und danach durfte er den Gottesdienst ohne Kette besuchen.<br />

Dieser Mann bekam sein Essen im Bunker. Und weil wir in den ersten<br />

Tagen, in denen wir dort saßen, kein Essen bekamen, gab er uns etwas<br />

<strong>von</strong> seinem Essen ab. Auch ein Bewacher, ein jüdischer Mann, hatte<br />

Mitleid mit uns und gab uns einige Male eine Portion Brei.<br />

Man überlegte sich dann auf einmal, dass wir doch auch nicht einfach<br />

nur arbeitslos im Bunker herumsitzen sollten, mit dem einzigen Ausflug,<br />

dem Gottesdienstbesuch am Sonntag. Wir mussten dann in den<br />

slikken arbeiten, im Wattengebiet, mit hohen Wasserstiefeln. Wir<br />

wurden dabei jedoch <strong>von</strong> den Männern, die dort normalerweise ihren<br />

319

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!