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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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316<br />

Meine Frau war inzwischen in dem Haus eingesetzt, in dem der<br />

höchste Befehlshaber der kanadischen Truppen im Norden wohnte, in<br />

Assen. Als sie <strong>von</strong> diesem Kommandanten belästigt wurde, hat sie ihn<br />

geschlagen. Sie wurde sofort ins Gefängnis zurückgebracht. Ich bin<br />

durchgedreht, als ich das hörte. Später hörte ich dann noch mehr darüber,<br />

was mit Frieda und anderen Frauen im Gefängnis passiert war.<br />

Sie waren mit siebenundvierzig Frauen in ein Zimmer geschoben<br />

worden. So haben sie vier Tage und drei Nächte, aneinandergedrängt,<br />

in diesem Zimmer stehen müssen. Unter ihnen waren auch drei<br />

schwangere Frauen, die sind schließlich zusammengesackt.<br />

Als ich einige Tage in Assen gewesen war, musste ich doch noch nach<br />

Veenhuizen. Ich musste dort Holzschuhe tragen und auch einen braunen<br />

Verbrecheranzug. Und ich wurde zum zweiten Mal kahlrasiert –<br />

in Assen war das auch schon gemacht worden. Wir bekamen in Veenhuizen<br />

fast nichts zu essen, abends etwas wässrige Suppe und morgens<br />

zwei dünne Schnitten Brot.<br />

Wir arbeiteten im Moor und später mussten wir Gräben für den Wasserabfluss<br />

ausheben. Sonntags mussten wir Kartoffeln für die ‚echten‘<br />

Gefangenen schälen, denn die saßen dort auch ein. Einer der Bewacher<br />

hat sich meine neuen Schuhe unter den Nagel gerissen, die hatte<br />

ich abgeben müssen. Wir mussten uns ganz schlimm abrackern. Um<br />

unsere Kräfte auf einer gewissen Höhe zu halten und auch weil wir<br />

Hunger hatten, klauten wir manchmal das Brot aus den Kaninchenställen,<br />

die in den Gärten der Bewacher standen. Denn die Bewacher<br />

wohnten in Häusern, die neben dem Gefängnis standen. Als ich dann<br />

in Veenhuizen saß, hörte ich, dass Frieda inzwischen unterernährt war.<br />

Am 3. November 1945 musste ich noch einmal umziehen und ich<br />

wurde ins Lager Westerbork gebracht. Ich kam in die Baracke 73 und<br />

bekam die Nummer 90893. Tagsüber musste ich damals auf der Heide<br />

arbeiten. Ich sorgte schon bald dafür, dass ich Barackenältester wurde,<br />

dann bekam ich zumindest die Chance, meine Frau mal zu sehen. Als<br />

Barackenältester hatte man nämlich gerade das kleine bisschen mehr<br />

Bewegungsfreiheit. Meine Mutter und meine Schwester Frouwkje saßen<br />

auch im Lager Westerbork. Sonntags gab es immer einen Gottesdienst<br />

und Frouwkje spielte dann auf der Orgel. Die Strafbaracke<br />

wurde die ‚blaue Baracke‘ genannt, die Fenster waren blaugestrichen<br />

und um die Baracke herum war Stacheldraht angebracht. In der Baracke,<br />

in der ich schlief, waren wir mit 548 Mann. In Baracke 66 lagen<br />

die Frontsoldaten. Die Bewacher hatten eigentlich ein wenig Angst<br />

vor den SSlern, aber sie wollten doch alles über Russland wissen.

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