05.12.2012 Aufrufe

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

90<br />

sie am Sonntag in die Arbeiterviertel zogen. Wenn auch nur irgendwo<br />

eine orange Blume vor einem Fenster stand, dann hieß es: ‚Halt!‘<br />

Dann wurde bei so einem Haus geklingelt und dann wurde dort<br />

schändlich gewütet, es wurde geschimpft und manchmal geschlagen.<br />

Wir vom Jeugdstorm liefen oft hinter dieser Kolonne her. Erst als<br />

Sensation, aber schon bald fand ich das nicht mehr lustig. Ich spürte,<br />

dass das, was die Gruppe machte, nicht gut war und ich sagte das auch<br />

zu den WA-Männern. Und so geschah es, dass ich eines Tages mit der<br />

ganzen Gruppe im Marschschritt bei meiner Mutter abgeliefert wurde<br />

mit den Worten: ‚Mevrouw, Ihr Sohn schimpft uns Landesverräter<br />

und Faschisten.‘ Und das war natürlich seltsam für den Sohn eines<br />

NSB-Vaters und einer NSB-Mutter. Ich ging in die Prinsenschule und<br />

ich bin dort nicht <strong>von</strong> anderen Kindern schikaniert worden. Es gab<br />

aber einige Lehrer, die einen spüren ließen, dass man das Kind <strong>von</strong><br />

NSBern war, aber das ließen sie nicht so geradeaus durchblicken, eher<br />

indirekt. Ich musste zum Beispiel sehr oft nachsitzen und Hausarbeiten<br />

noch einmal machen und solche Dinge. Am Anfang des Krieges<br />

wohnten wir zusammen als Familie in einem Haus, aber 1943 sind wir<br />

sozusagen aus unserem Haus gebombt worden. Wir saßen während<br />

des Bombenangriffes zu Hause auf der Treppe. Wir sind unverletzt<br />

geblieben, aber unser Hund ist dabei umgekommen. Und das macht<br />

auf ein Kind einen riesigen Eindruck. Die erste Nacht haben wir im<br />

Keller unseres Hauses geschlafen, aber dann sind wir alle einzeln bei<br />

anderen Menschen zu Hause untergebracht gewesen, auch beim<br />

Schulleiter. Diese Situation hat drei Monate gedauert.<br />

Je länger der Krieg dauerte, desto schlimmer wurden die Bombenangriffe.<br />

Und immer hatte man dabei Holland Signaal* in Hengelo auf<br />

dem Kieker, wie in der Nacht, in der unser Haus getroffen wurde. In<br />

dieser Fabrik machten sie nämlich Teile für die deutsche Rüstung. Als<br />

die Bombenangriffe auf Deutschland immer mehr wurden, kamen<br />

deutsche Jäger, um die ganzen Flotten Bombenwerfer daran zu hindern.<br />

Dieses Dröhnen der Bombenwerfer hörte man stundenlang, übrigens<br />

ohne dass man sie sehen konnte. Wenn die Bombenwerfer auf<br />

Gegenwehr stießen, ließen sie die Bomben einfach irgendwo fallen.<br />

Und sie haben auch mal zielgerichtet abgeworfen, wenn sie dachten,<br />

dass irgendwo deutsche Konzentrationen saßen. In Twente sind sehr<br />

viele Bomben abgeworfen worden – Phosphorbomben, Brandbomben<br />

und ganz normale Bomben.<br />

Als unser Haus bombardiert worden war, sind wir nach einigen Monaten<br />

<strong>von</strong> Enschede nach Buurse umgezogen, weil dort eigentlich nie<br />

eine Bombe runterkam. Vater kannte einen Schmied in Buurse, der bei

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!