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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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den. Und Menschen, die mich ausbuhen oder sich <strong>von</strong> mir abwenden<br />

würden, jetzt, weil sie jetzt meinen Hintergrund kannten, würden sich<br />

selbst disqualifizieren. Ich war doch ‚Kind <strong>von</strong>‘, Kind aus einem foute<br />

Elternhaus!<br />

Diese Art der Selbststigmatisierung wird nie ganz verschwinden, weil<br />

es immer Menschen geben wird, die tief in ihrem Herzen glauben,<br />

dass Schuld vererbt werden kann. Aber ich habe <strong>von</strong> Menschen, egal<br />

was ihr Hintergrund war, doch eher mehr Respekt bekommen als weniger.<br />

Vorher hatte ich für viele Menschen etwas Rätselhaftes. Dieses<br />

Doppelleben hatte offensichtlich Einfluss auf mein Verhalten. Es ist<br />

jetzt eine riesige Erleichterung, <strong>von</strong> meinem Geheimnis, meiner<br />

‚Schuld‘ befreit zu sein.<br />

Schließlich bin ich in den Niederlanden dann doch noch ganz glücklich<br />

geworden.“<br />

Heinke Sommer-Matheson aus Neuseeland machte zusammen mit ihrem<br />

Bruder, Hartmut Sommer aus Deutschland, einen Besuch nach Russland<br />

unter Mitwirkung der deutschen Kriegsgräberfürsorge.<br />

Heinke Sommer-Matheson:<br />

„Mein Bruder hatte gehört, dass Reisen organisiert werden zu dem<br />

Gebiet, wo mein Vater gefallen ist. Beim Dorf Borki hat mein Vater<br />

gekämpft, er ist an meinem dritten Geburtstag, am 12. Februar 1942<br />

‚gefallen‘. Er ist an der Strecke <strong>von</strong> Staraja Russa zum Polarfluss getötet<br />

worden. Das ist bei Borki, so etwa 15 Kilometer <strong>von</strong> Staraja<br />

Russa entfernt.<br />

Es gibt kein Grab meines Vaters, seine Erkennungsmarke hat man nie<br />

gefunden. Aber ich wollte mich <strong>von</strong> ihm verabschieden, weil ich<br />

hoffte, dass ich dann trauern könne. Denn ich habe bis jetzt noch nicht<br />

trauern können. Darum bin ich mit meinem Bruder nach Russland gereist.<br />

Für mich war mein Vater eine ‚Heiligenfigur‘, ein Bild auf dem<br />

Klavier, dabei standen immer Blumen.“<br />

Hartmut Sommer:<br />

„Ich hatte schon längere Zeit darüber nachgedacht, einmal nach<br />

Russland zu gehen. Bis vor kurzem hatte es nicht geklappt. Nein, ein<br />

Grab gibt es nicht, und es ist auch ganz unwahrscheinlich, dass man<br />

dort, zumindest in dem Ort, etwas findet. Aber für uns war es auch der<br />

Name: Borki an der Polar. Wir haben uns die Umgebung sehr genau<br />

angeschaut. Jemand sagte zu uns: ‚Schauen Sie sich diese Bäume an,<br />

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