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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Auch Frau E. Visscher-Heynekamp wurde nach der Befreiung ins Lager<br />

Westerbork gebracht.<br />

Frau E. Visscher-Heynekamp:<br />

„Meine beiden Eltern waren bei der NSB und ich selbst war beim<br />

Jeugdstorm*.<br />

Meine Eltern hatten ein Blumengeschäft und ein eigenes Haus in Bergen.<br />

Es war eine schwere Zeit für Geschäftsleute. Ich erinnere mich<br />

noch an die Gespräche zu Hause über die Hypothek, die wieder gezahlt<br />

werden musste. Ich kann im Nachhinein ganz gut verstehen, dass<br />

meine Eltern zur NSB gingen. Sie wollten aber nur eine bessere Zukunft.<br />

Sie wurden schon 1933 Mitglied der Bewegung.<br />

Nach dem Dolle Dinsdag* hat mein Vater meine Mutter und mich<br />

nach Deutschland geschickt, weil es Gerüchte gab, dass wir alle umgebracht<br />

würden, wenn die Befreiung komme. Wir landeten in einem<br />

kleinen Dorf in der Lüneburger Heide. Ich habe dort in einem Auffanglager<br />

ausgeholfen und in der örtlichen Milchfabrik Verwaltungsarbeit<br />

geleistet. Meine Mutter half dabei, die Hühner zu rupfen und<br />

Socken zu stricken. Mein sechs Jahre älterer Bruder ist in dem letzten<br />

Kriegsjahr noch nach Russland gegangen, um dort zu kämpfen. Er<br />

ging, denke ich, mehr oder weniger aus Verzweiflung zur SS, denn<br />

auf seiner Arbeit bei einer Baumzucht in Boskoop war es unangenehm.<br />

Ich denke nicht, dass mein Bruder über die Gefahren an der<br />

Ostfront nachgedacht hat. Während meine Mutter und ich in der Lüneburger<br />

Heide saßen, bekamen wir die Nachricht, dass er gefallen<br />

sei. Wir bekamen später noch einen Brief eines Offiziers, der schrieb,<br />

dass mein Bruder so ein guter Junge war, ein tapferer Soldat. Aber mit<br />

all seiner Tapferkeit hatten wir ihn auf jeden Fall verloren. Vater war<br />

nicht mit uns nach Deutschland gekommen, er war in den Niederlanden<br />

zurückgeblieben. Es gab jedoch keine Arbeit mehr im Blumenhandel<br />

und damals ist er zur Landwacht* gegangen, aber das hätte er<br />

nie tun sollen. In dieser Funktion musste Vater Gelände und, ich<br />

glaube, auch Züge bewachen. Er ist dann beim Beschuss eines Zuges<br />

ums Leben gekommen. Wir konnten nicht mal zur Beerdigung. Es war<br />

für uns, aber vor allem für meine Mutter, ein ganz schwerer Schlag.<br />

Innerhalb <strong>von</strong> acht Wochen waren sowohl ihr Sohn als auch ihr Mann<br />

tot.<br />

Im Februar 1945 kamen die Kanadier. Wir waren befreit und sind<br />

wieder in die Niederlande gereist. Wir kamen jedoch nicht weiter als<br />

Roden in Drenthe, wir konnten nämlich nicht weiter als bis zur<br />

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