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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Frau H. van der Veen-Holwerda arbeitete während der Jahre 1946 und 1947<br />

als Krankenschwester im Lager Westerbork.<br />

Frau H. van der Veen-Holwerda:<br />

„Ich wurde dort <strong>von</strong> den Binnenlandse Strijdkrachten* angestellt und<br />

darum habe ich auch eine Militäruniform getragen. Ich kann mich<br />

nicht daran erinnern, dass ich den Lagerkommandanten, Herrn<br />

Buyvoets, jemals gesehen habe. Ich musste zusehen, dass ich alles<br />

schriftlich hinkriegte. Ich war dort gerade erst eingetroffen, als ich bereits<br />

mit meinem ersten Antrag kam.<br />

Ich fand, dass die Patienten im Lager Anspruch auf ein Einzelbett<br />

hatten. Und ich habe es tatsächlich geschafft, dass jeder, der im Revier<br />

lag, sein eigenes Bett bekam, so dass man ein bisschen mehr <strong>von</strong>einander<br />

getrennt liegen konnte. Ich weiß nicht, wie viele Juden noch im<br />

Lager anwesend waren, als ich dort arbeitete. Ich erinnere mich aber<br />

daran, dass neben meinem Schlafzimmer ein jüdischer Herr sein<br />

Zimmer hatte. Ich hielt ihn für einen unangenehmen Kerl und ich habe<br />

keine Ahnung, welche Funktion er dort eigentlich innehatte. Ich hörte<br />

Gerüchte, dass er in der deutschen Zeit seinen Landsleuten im Tausch<br />

für viel Geld geholfen hatte, aus dem Lager zu fliehen. Er hat das also<br />

getan, um da<strong>von</strong> selbst bessergestellt zu werden. Einer dieser Gefangenen,<br />

ein Arzt, wurde ‚de beul van Amersfoort‘, der Schlächter <strong>von</strong><br />

Amersfoort, genannt. Ich dachte manchmal, er könne auch den Menschen,<br />

die er behandeln oder operieren musste, etwas antun. Wenn er<br />

operieren musste, dann stand ich daneben und behielt ihn im Auge,<br />

um zu sehen, ob er die Patienten gut behandelte. Und manchmal hatten<br />

die Gefangenen tatsächlich Angst vor diesem Arzt. Als einer der<br />

Gefangenen sich einer Blinddarmoperation unterziehen musste, sagte<br />

er zu mir, dass er dem Arzt nicht traue. Ich habe diesem jungen Mann<br />

damals versprochen, bei der Operation anwesend zu sein. Er hatte so<br />

eine furchtbare Angst. Aber der Arzt hat ihn ganz ordentlich operiert,<br />

daran gab es nichts auszusetzen.<br />

Ich muss oft noch lachen, wenn ich an diese Periode denke, in der ich<br />

im Krankenrevier <strong>von</strong> Häftlingen unterstützt wurde – wegen mangelndem<br />

Pflegepersonal. Die Häftlinge, die dafür in Betracht kamen,<br />

fanden die Arbeit ganz angenehm. Sie haben sich unheimlich angestrengt,<br />

um alles richtig zu lernen. Sie waren keine ausgebildeten<br />

Pflegekräfte und ich musste ihnen die einfachsten Dinge, wie Betten<br />

machen, erst einmal zeigen. Das war oft Anlass zu heiteren Momenten.<br />

Für sie war es ein Vorteil, dass sie als Pfleger Essen im Kranken-<br />

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