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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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schöne Sachen, aber dann hörte er ganz plötzlich damit auf, als das<br />

Geschäft mal eine Weile nicht so gut lief. Und so ging es öfter. Er<br />

hatte eine Menge gute Ideen, aber sie entwickelten sich nicht zu einer<br />

vollwertigen Arbeit. Ich bleibe bei meiner Arbeit schon am Ball. Und<br />

doch, manchmal sieht mein Leben schon dem meines Vaters ein wenig<br />

ähnlich. Ich sitze jetzt, mit vierzig, genau wie er, immer noch in<br />

einem kleinen Zimmer statt in einer normalen Wohnung. Ich kann<br />

aber darüber lachen.“<br />

Gretha van Kampen:<br />

„Mein Vater wollte nie über die NSB sprechen. Meine Mutter hat, als<br />

ich etwa acht Jahre alt war, erzählt, dass mein Vater bei der NSB war.<br />

Und sie sagte dazu: ‚Das darfst du nie jemandem sagen.‘ Das habe ich<br />

damals noch nicht so richtig verstanden. Aber ich habe mir schon gedacht:<br />

‚Es muss schon etwas ganz Abscheuliches sein, wenn ich darüber<br />

nicht reden darf.‘ Wir wohnten damals in einem kleinen Dorf in<br />

der Provinz Limburg. Als Vater am Anfang des Zweiten Weltkrieges<br />

Mitglied der NSB wurde, wohnten wir noch in der Provinz Overijssel.<br />

Vater war bei der Polizei. Er war Kriminalbeamter und hatte eine<br />

ziemlich hohe Position inne. Die Frau seines Bruders war auch bei der<br />

NSB, aber Mutter wollte nichts mit der NSB zu tun haben.<br />

Darum ist sie, als der Tag der Befreiung da war, mit den Befreiungsumzügen<br />

mitgelaufen, mit ihren beiden Kindern. Ich denke, dass sie<br />

auf diese Art und Weise zeigen wollte, dass sie damit nichts zu tun<br />

hatte. Aber die Menschen glaubten ihr das offensichtlich nicht. Wir<br />

sind damals zu dritt festgenommen worden und haben einige Tage auf<br />

der Polizeiwache sitzen müssen. Ich bin 1941 geboren, also war ich<br />

damals vier Jahre alt. Ich hatte einen Bruder, der jünger war als ich.<br />

Während der beiden Jahre, die Vater interniert war, sind wir mit Mutter<br />

in Limburg gewesen. Vater hat zwei Jahre in Lager Vught gesessen.<br />

Er war 1915 geboren. Nach seiner Internierung hatte Vater ständig<br />

einen anderen Job. Immer wenn sie entdeckten, dass er bei der<br />

NSB gewesen war, wurde er wieder entlassen. Er hat oft Verwaltungsarbeit<br />

gemacht, zum Beispiel Adressen auf Umschläge tippen.<br />

Später ging er in den Handel, aber daraus wurde nichts.<br />

Als ich etwa sechs, sieben Jahre alt war, 1947, musste ich in ein Internat.<br />

Vater war damals noch in Vught. Ich musste ins Internat, weil,<br />

wie meine Mutter sagte, ich in der Dorfschule so merkwürdig angeschaut<br />

wurde. Mir wurde tatsächlich Unangenehmes hinterhergerufen.<br />

Und wenn ich in der Schule mal eine Freundin hatte, durfte ich nicht<br />

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