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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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dorthin. Ich kam in die fünfte Klasse und wurde im Juli in die sechste<br />

Klasse versetzt.<br />

Dieses Kinderheim war ursprünglich in einem Schulgebäude untergebracht.<br />

Aber die Schule sollte nach den Sommerferien wieder anfangen,<br />

darum mussten wir das Heim verlassen. Die Mädchen sind damals<br />

zum Haus Lievenshoven in Bergen op Zoom gegangen und mein<br />

ältester Bruder ging in ein Kinderheim in Putten. Der jüngste Bruder<br />

war nicht in dem Internat in Breda gewesen, weil er noch zu klein<br />

war. Er war nach Moergestel gebracht worden und konnte dort vorläufig<br />

bleiben. Moergestel war mehr ein Heim für kleine Kinder. Mein<br />

ältester Bruder ging bereits zur Grundschule, der jüngste noch nicht.<br />

Vater war inzwischen vom Lager Amersfoort zum Lager Vught gebracht<br />

worden. Wir waren glücklich, als wir darüber informiert wurden,<br />

wo Vater war. Meine Mutter irrte damals bei Verwandten herum<br />

und meine älteste Schwester war noch immer bei der Tante in Gemert,<br />

wo auch ich gewesen war. Mutter war am Sonntag immer ganz beschäftigt<br />

mit all diesen Besuchen bei Vater und bei uns, obwohl sie<br />

nur einmal in zwei Monaten bei Vater zu Besuch kommen durfte. Wir<br />

gingen in Bergen op Zoom zur Schule. Ich fand es schön, zur Schule<br />

zu gehen, und wir sind dort glücklicherweise nie beschimpft worden.<br />

Alle Kinder wussten, dass wir <strong>von</strong> Lievenshoven kamen, aber vielleicht<br />

wussten die Kinder auch nicht genau, weshalb wir dort untergebracht<br />

waren. Ich bin, denke ich, in diesem Heim vermutlich schon ein<br />

lästiges Kind gewesen. Das war eine Reaktion auf das ganze Elend,<br />

nehme ich an. Es war schon ein Vorteil, dass man dort mit Schicksalsgenossen<br />

zusammen war.<br />

Wir durften alle paar Monate mit dem Bus zum Lager Vught. Im<br />

Nachhinein gesehen sind sie schon pädagogisch vorgegangen. Wir<br />

wurden nicht auf Mitbringsel kontrolliert und brauchten auch nicht<br />

hinter Gitter oder Glas zu sitzen. Die Eltern der Kinder kamen ‚einfach‘<br />

in Dreierreihen anmarschiert. Es lief dann aber jemand mit<br />

einem Gewehr daneben. Wir durften mit Erlaubnis der Bewachung<br />

unsere drei Zigaretten oder Schokoladenriegel, die wir <strong>von</strong> zu Hause<br />

mitbekommen hatten, unseren Eltern übergeben. Und auf dem Rückweg<br />

nach Hause bekamen wir alle ein Eis. Wahrscheinlich, um so den<br />

Übergang <strong>von</strong> Lager Vught zum Heim ein wenig abzumildern.<br />

Wir wurden auf diese Besuche vorbereitet, denn die Menschen im Lager<br />

sahen natürlich furchtbar mager und ungesund aus. Als wir Vater<br />

danach fragten, sagte er immer ganz taktvoll: ‚Das wird schon alles<br />

wieder werden. Streng dich aber an!‘ Wir waren mit einigen Kindern

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